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2020.3 Praktisch

Bibelimpulse

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1. Der Hochsitz – um was geht es eigentlich? 

Unter Beschuss. Du. Ich. Jeden Tag. 24/7. Es beginnt mit dem Wecker und geht über die Arbeit, dem  Vorgesetzten und anderen Mitmenschen bis hin zu deinem Smartphone, das erwartet, aktualisiert zu  werden – und zwar genau jetzt. 

Szenenwechsel. Du sitzt in deinem Zimmer, kannst abschalten und bist einfach da. Du und Jesus. Im  Hier und Jetzt.  

Es gibt tausend Dinge, die alle erledigt werden möchten. Und irgendwann stellst du dir hoffentlich die  Frage: Um was genau geht es hier eigentlich?! 

Beim Beantworten dieser Frage dürfen wir zurück zur Wahrheit kommen – und die Wahrheit ist eine  Person. Es tut meist gut, wie ein Maler einen Schritt vom Kunstwerk zurückzutreten und  wahrzunehmen, was da ist. Dabei helfen Antworten auf Fragen wie: Was mache ich hier eigentlich?  Möchte ich das überhaupt? Was treibt mich dazu an? Ist es gerade schön?  

Die Lösungen dieser Fragen helfen dabei, vom zu viel Zoom-in in kleine, unwichtige Verlorenheiten,  zurück zu dem zu kommen, der den objektiv größten Wert im ganzen Universum trägt. Deswegen  gilt: Wer zum Thema „um was geht es eigentlich“ Licht am Fahrrad haben möchte, steht in der  Entscheidung, mal etwas zurück zu treten und auf den Hochsitz zu klettern. 

Memo: Jesus ist die Wahrheit (oder auch wörtlich: die Wirklichkeit, eigentliche Realität). 

2. Wurzelbehandlung fast wie beim Zahnarzt 

Jeder Mensch, auch du, hat tief im Inneren Bedürfnisse. Das hast du dir nicht ausgesucht, wir sind so  gemacht. Ob du jetzt zur Veranschaulichung die Bedürfnispyramide von Maslow wählst, oder es in  vier einfache aber weitreichende Worte fasst, spielt dabei nicht die Rolle. Es verhält sich so, dass  unser perfekter Vater die Baupläne unseres Seins erdacht und verwirklicht hat und die zugehörigen,  elementaren Bedürfnis-Bausteine schenkt. Lies dazu gerne Lukas 3,22.

Hierin finden wir die vier Grundbedürfnisse des Menschen.  

Identität: Wer bin ich? 

Zugehörigkeit: Wo und bei wem bin ich zuhause? Wo gehöre ich dazu? 

Bestätigung: Jemand sagt dir, dass du jemand bist. Dass das, was du tust, gut ist. Bestimmung: Sinn, Berufung, Teil von etwas Bedeutsamen zu sein. 

Durch unseren liebenden Vater in diesen Dingen echt, ewig weitreichend und nachhaltig gestillt,  dürfen wir uns täglich entscheiden, welchen Lebensstil wir einüben: im Umgang mit uns selbst, mit  Gott und dem Nächsten. #Königskindmentalität

Doing: Vier Grundbedürfnisse in unserem Bibelvers finden und WAHRnehmen, es für Wahrheit  halten, dass es genau für DICH (˂3) gilt.

3. Wahrnehmen und Sein 

Entgegen jeder bekannten Vorstellung herkömmlicher Gottesbilder und deren mitschwingende Art,  ist das Evangelium schon an sich von Grund auf anders. So anders, wie auch schon der Gott  Abrahams, Isaaks und Jakobs ist. Einzigartig, nirgends sonst gefunden, der da heißt: Ich bin da.  

Tote Religion funktioniert von der Wesensart insofern als dass durch das Verhalten ein vermeintliches Sein hervorgerufen wird. Bedeutet: Wenn du das und jenes tust, bist du der oder die. Die frohe  Botschaft Jesu hingegen klingt da in einer völlig anderen Tonart: Durch das vollbrachte Werk Christi dürfen wir durch die große, mitfühlende Liebe Gottes im allerersten Schritt Kinder Gottes werden. Ohne Checkliste nimmt er uns auf. Bedingungslose Annahme deiner ganzen, vollständigen Person. Und dann, erst aus diesem Sein in Christus, DURCH das Wahrnehmen, was Gott im Voraus tat und wer er ist, folgt das echte Sein von Innen heraus. 2. Korinther 3,18 sagt, dass wir durch den Blick auf  Jesus in sein Bild verwandelt werden. Und das passiert nicht von heute auf morgen, nein. Step by step.  

Möchte ein Ethnologe (Völkerforscher) erkunden, warum eine Kultur oder ein Volk etwas  Bestimmtes tut, gilt es in erster Linie herauszufinden, was der Anbetungsgegenstand derselben ist.  Du wirst nämlich immer zu dem, was du anbetest. Nun wird klarer ersichtlich, warum so viele Kinder weltweit getötet, Frauen vergewaltigt werden oder die Hygiene an einigen Orten keine so große  Rolle spielt. Rein faktisch betrachtet, gar nicht wertend, spiegelt sich das, was die Götter dieser  Kultur tun und sind, in den Menschen wider. Da hat die Bibel mit dem Wort der Wahrheit mal  wieder voll ins Schwarze getroffen. 

4. Faszination – der Sinn des Lebens 

Wer liebt, findet Worte. Im Gespräch mit anderen Menschen zeichnet sich relativ schnell, wodurch dein Gegenüber geprägt und bewegt wird: Nachrichten, die Arbeit oder das Hobby. Das Lustigste  hierbei: Wir können stundenlang über solche Themen reden, alles ist so großartig, so schön, so  mitteilenswert. Wenn es aber um Gott selbst geht, finden bestenfalls zwei, drei Sätze die Sprache  und dann wird es ganz still und ruhig. Komisch, oder?  

Der Mensch ist auf der Suche nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Schönheit. Ein Zitat von C.S. Lewis besagt, dass wir Menschen nur Durst haben, weil es Wasser gibt. Dementsprechend müssen wir für  eine andere Welt geschaffen sein, da uns jetzt Leid, Schmerz, Lüge und Enttäuschung begegnen und  der Durst nach Erlösung dieser Dinge letzten Endes nicht in dieser Welt gestillt werden kann.  Weiterhin beten wir im Vater-Unser: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden.“ Der  Himmel als Thronsaal und ewiger Regierungssitz Gottes ist der Ort, wo zu 100% Gottes Wille  geschieht. Der Thron Gottes, mittig angeordnet, ist umgeben von den vier lebendigen Wesen, die in  und um den Thron sind. Um den Thron dann die 24 Ältesten und dann die Millionen von Engeln. Alle  sprechen die Eigenschaften Gottes an ihn zurück. Heilig, heilig, heilig, du, der da war und der ist und  der kommt, der Allmächtige, der Einzige und Ewige, der alles überhaupt erst ins Dasein gerufen hat  und zudem (ganz rechtmäßig) auf dem Thron sitzt und regiert. Es fällt auf, dass alles zu Gott, dem  Zentrum, ausgerichtet ist.  

Was brauchst du, wenn du direkt in Gottes Gegenwart bist? Augen, und zwar davon so richtig viele  (siehe Offenbarung 4,6 und 8). Unser Gebet nach Psalm 119,18: Öffne mir die Augen, damit ich sehe  die Wunder an deinem Gesetz.

5. Vision – auf Kurs bleiben 

Es gibt die drei K´s, die dazu da sind, wach zu rütteln: Krisen, Krankheiten, Konflikte. Menschen  reagieren total unterschiedlich auf solche unangenehmen Gegebenheiten. Da gibt es die  Bushaltestellen-Taktiker. Abwarten. Nichts tun und schauen was passiert. Beobachten.  

In einem gewissen Rahmen der persönlichen Überzeugung ist das geduldige Ausharren natürlich  goldwert. Wenn allerdings Umstände jeglicher Art über uns verfügen, wird es schwierig. Andersrum  gibt es die Raketen-Taktiker. Leute, die sofort loslegen, ohne sich vorher im Klaren zu sein, welche  Verantwortung und Konsequenzen ihr Handeln mit sich trägt. So sagt das Wort, dass zur rechten Zeit  Warten und zur rechten Zeit das Machen gefragt ist. „Gebet ist nicht alles, aber ohne Gebet ist alles  nichts“ unterstreicht ein tiefes Gottvertrauen, auch wenn man derzeit wenig sieht. Wenn wir  vernommen haben, dass der objektive Sinn des Lebens ist, sich unserem Schöpfer zu schenken und  hinzugeben (Epheser 1,12), ganz zweckfrei, ohne etwas dafür zu bekommen, ist es eine Befreiung zu  wissen, Gottes Kind zu sein, zu ihm zu gehören, genug und angenommen zu sein. Der Dienst an der  Wahrheit führt zur Befreiung durch die Wahrheit. Das Schöne hierbei ist, dass die Wahrheit jeden  Bereich des Lebens wie zum Beispiel Beziehungen, Kommunikation, Sprache, Arbeit, Sichtweisen usw. durchdringen kann. Dazu ist Jesus gekommen. Gefangenen Befreiung zu schenken (Johannes  4,18ff), ja, es geht sogar so weit, dass er sich selbst uns schenkt und wir aufgrund dieser ganz neuen  Gegebenheit diesem Gott höchstpersönlich begegnen dürfen, in unserer Echtheit des Herzens und tiefstem Vertrauen. Alles wirkliche Leben ist Begegnung, sagte Martin Buber einst. Und Begegnung  mit der eigentlichen Wirklichkeit, da beginnt Gebet.

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2020.3 Leitthema

Die Geschichte der Pfingstbewegung - #2 Charles Fox Parham

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Im zweiten Teil dieser Serie möchten wir uns mit dem „Vater der Pfingstbewegung“ befassen. Charles Fox Parham war schon damals und ist auch heute noch eine durchaus umstrittene Persönlichkeit, die jedoch eine wesentliche Rolle in der Verbreitung der Pfingstbewegung gespielt hat. 

Parham lebte von 1873-1929. Er war viele Jahre als Evangelist in den USA tätig. Geboren wurde er in Muscatine, Iowa. Bereits in jungen Jahren erkrankte er schwer. Nachdem er sich mit 13 Jahren bekehrt hatte, verschlimmerte sich sein gesundheitlicher Zustand zunehmend, sodass sogar sein Leben auf dem Spiel stand. Dann berichtet Parham davon, wie Gott ihn vollständig heilte. Dieses Heilungserlebnis sollte für seinen weiteren Dienst von großer Bedeutung sein und die körperliche Heilung durch Gebet nahm einen festen Platz in seiner Lehre ein. 

Heilanstalt und Bibelschule

Bereits im Alter von 18 Jahren hielt Parham seine erste Evangelisationsversammlung. Zu diesem Zeitpunkt war er noch Mitglied der methodistischen Kirche, die er 1895 aufgrund von einigen Meinungsverschiedenheiten verließ. 1896 heiratete er Sarah Thistlewaite, die sich in einem der Evangelisationsgottesdienste bekehrt hatte. Sie begannen nun einen gemeinsamen Dienst und eröffneten im Jahr 1898 eine Heilanstalt in Topeka (Kansas), das sie „Bethel“ nannten. Hier fanden sich kranke Menschen ein, die einen angemessenen Aufenthaltsort suchten, um für Ihre Heilung zu beten. 

Einige Zeit später machte Parham sich auf, um von anderen Predigern mehr über das Wirken des Heiligen Geistes zu lernen. 1900 eröffnete er schließlich eine Bibelschule, ebenfalls in Topeka, die er wiederum „Bethel“ nannte. Hier setzte er sich mit einigen Studenten intensiv mit dem Thema der Sprachenrede auseinander. In der Silvesternacht 1900-1901 erlebte die Studentin Agnes Ozman als erste die Zungenrede, indem sie Chinesisch sprach. Innerhalb von einigen Tagen erlebte die Hälfte der Studenten die Zungenrede in einer anderen Sprache. Nach diesem Ereignis reiste Parham quer durch die USA, um über die Erfahrungen zu berichten, wodurch sich viele Menschen der neuen Bewegung mit dem Namen „Apostolic Faith“ anschlossen. Parham war überzeugt, dass Gott die Gabe der Sprachenrede echten Gläubigen gab, um in alle Welt zu gehen und das Evangelium zu predigen, ohne eine andere Sprache lernen zu müssen. 

Eine folgenreiche Begegnung

Schließlich gründete Parham eine weitere Bibelschule in Houston (Texas). Hier traf er auf William Seymour. Dieser besuchte ab 1905 den Unterricht bei Parham. Aufgrund der strikten Rassentrennung musste er den Unterricht vom Fenster aus verfolgen, da er die Schule nicht betreten durfte. Seymour zog es anschließend nach Los Angeles, wo er die Lehre Parhams predigte und eine Gemeinde gründete. Hier kam es in der Azusa Street zu einer Erweckung, die bis heute als eigentliche Geburtsstunde der Pfingstbewegung gesehen wird. 

Allerdings geriet die Situation in der Azusa Street nach einiger Zeit durch falsche Geisteswirkungen außer Kontrolle. Seymour bat Parham dringend um Unterstützung. Nach mehreren Anfragen Seymours machte sich dieser im Oktober 1906 auf den Weg nach Los Angeles. Was er dort vorfand schockierte ihn, er beschrieb es mit folgenden Worten: „… zu meiner völligen Überraschung und zu meinem Erstaunen fand ich Zustände vor, die schlimmer waren als ich sie erwartet hätte… Ich sah Manifestierungen des Fleisches und des Spiritismus, Menschen, die sich der Hypnose hingaben, wenngleich viele die echte Taufe des Heiligen Geistes empfingen.“ 

Getrennte Wege

Nach diesem Ereignis gingen Seymour und Parham getrennte Wege. Parham, als geistlicher Vater von Seymour, trennte sich somit vom Hauptstrom der Pfingstbewegung. 

Parhams Zeit als Evangelist neigte sich somit allmählich dem Ende zu, was durch eine schwere persönliche Krise besiegelt wurde. Im Jahr 1929 starb er im Alter von 56 Jahren.

Seine Lehre und seine Erfahrungen hielt Parham zum einen in der Zeitschrift „The Apostolic Faith“, zum anderen in dem Buch „A Voice Crying in the Wilderness“ fest. 

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2020.3 Geschichtliches

Alles über Habakuk

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Habakuk – Ein Prophet, der uns auch für unsere heutige Zeit eine wichtige Botschaft mitgeben kann, lebte zur Zeit des Königs Jojakim kurz vor der Zeit des Exils. Die Babylonier nahmen immer mehr an Macht zu und es bahnte sich an, dass sie die neue Großmacht werden. Habakuk lebte gleichzeitig mit Jeremia.

Das Buch beginnt in Kapitel 1 und 2 mit einem Dialog zwischen Gott und Habakuk, der Gott seine Klage schildert, woraufhin Gott ihm antwortet. In der ersten Klage prangert Habakuk den schlechten geistlichen Zustand des Volkes an. Gott entgegnet ihm, dass er schon längst einen Plan ausgearbeitet hat und er das Volk durch die Babylonier strafen will. Habakuk reagiert hierauf in seiner zweiten Klage mit Unverständnis und fragt Gott, wie er Unrecht durch noch größeres Unrecht bestrafen kann. Ist Gottes Handeln gerecht? Doch auch hierauf antwortet Gott Habakuk, indem er Habakuk erklärt, dass der Gerechte durch Glauben leben wird (Hab. 2,4). Dieser zentrale Vers stellt den Umbruch in Habakuks Denkweise dar. Nachdem Gott ihm danach noch durch fünf Wehrufe zeigt, dass ihm bewusst ist, wie sündhaft die Babylonier sind, folgt in Kapitel 3 ein Lobgesang von Habakuk. Er hat realisiert, wie vollkommen, heilig und gerecht Gottes Plan ist und vertraut diesem vollkommen. Er freut sich, trotz allem Leid, dass ihm noch widerfahren könnte, auf die Erlösung durch Gott.

Doch was können wir uns aus diesem Buch, das mehrmals im Neuen Testament zitiert wird, mitnehmen? Zum einen die Kernaussage, die wir in Habakuk 2,4 lesen können, wo geschrieben steht, dass der Gerechte durch seinen Glauben leben wird. Der Glaube sollte in unserem Leben nicht schwankend sein, sondern er muss das Fundament sein, auf das wir alles bauen. Diese Basis kann uns durch die schweren Zeiten bringen, ohne dass wir geistlich sterben. Wir können in Hebräer 11 davon lesen, wie groß Gott in unserem Leben wirken kann, wenn wir ihm durch unseren Glauben den Raum geben. In Vers 6 des gleichen Kapitels betont der Schreiber, dass wir nur mit Glauben Gott gefallen können. Von Habakuk können wir lernen, dass wir trotz Unverständnis, aber auch trotz Prüfungen, uns ganz Gott anvertrauen müssen.

Die zweite Botschaft des Buches ist die Freude im Leid. Gott möchte, dass wir uns stets über den HERRN freuen, auch wenn äußere, schwierige Umstände uns große Probleme bereiten. Diese mit Freuden zu bewältigen ist alleine im Glaube möglich. Uns sollte bewusst werden, dass die Freude des HERRN unsere Stärke ist (Nehemia 8,10). Der Schlüssel zu dieser Freude im HERRN, die wir im Glauben haben, ist die Bereitschaft, Gott zuzuhören. Wir müssen ein offenes Ohr für Gottes Botschaft haben, welche wir im Stillen erhalten (1. Könige 19,12-13). Wie Habakuk können wir nach Gottes Antwort nur noch schweigen (Habakuk 2,20). Auch Jesaja ruft uns dazu auf, dass wir still werden sollen, um Gottes Rettung zu erfahren (Jes 30,15). 

Als Letztes will uns Gott durch das Buch Habakuk ebenfalls mitgeben, dass wir mit unseren Fragen, die wir an Gott haben, mit der richtigen ehrfürchtigen Weise an ihn herantreten müssen. Auch muss uns bewusst sein, dass wir möglicherweise eine Antwort bekommen, die nicht unseren Vorstellungen entspricht. In diesem Fall müssen wir ebenfalls bereit sein, sein Wort anzunehmen. Des Weiteren sollte uns  klar sein, dass Gott immer rechtzeitig antworten wird und er anwesend ist, trotz unseres Unglaubens.

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2020.3 Buchempfehlung

Buchempfehlung: Kein Grund zur Skepsis

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Das postmoderne Denken hat sich von dem objektiven und absoluten Wahrheitsansprüchen verabschiedet. Als Folge hiervon sind seit den 60er Jahren ein kompletter Zerfall von absoluter Bedeutung und Wahrheit (auch im Bereich von Religion) zu erkennen. Die Abschaffung Gottes als höchstem Wert führte jedoch unaufhaltsam zur Abschaffung des Menschen (Nihilismus, Moralverfall usw).

Heutzutage glaubt kaum noch jemand an die Glaubwürdigkeit der Evangelien. Immer mehr Menschen glauben sogar, Jesus sei ein Mythos und habe nie gelebt. Stefan Gustavsson schafft es in dem Buch „Kein Grund zur Skepsis“ sehr gut aufzuzeigen, dass wir als Christen hinreichende und stichfeste Argumente haben, die sowohl die historische als auch die inhaltliche Glaubwürdigkeit der vier Evangelien bestätigt. „Der christliche Glaube behauptet, in der Geschichte gegründet zu sein. Im Gegensatz zu den hinduistischen Texten der Upanishaden, die die Verschmelzung von Brahman zum Thema haben, oder den buddhistischen Texten im Tripitaka, die die Auslöschung des Ichs und des Leidens betonen, oder den muslimischen Texten im Koran, die darum kreisen, was Unterwerfung unter Gott bedeutet, handelt das NT von einer Reihe von Ereignissen, die sich in Palästina zw. den Jahren 5 v. Chr. und 30 n. Chr. tatsächlich ereigneten.”

Gustavsson befasst sich in dem Buch mit Geschichtswissenschaft im Allgemeinen und der Analyse antiker Quellentexte. Die Evangelien sind Geschichtsbücher, sie beschreiben reale Vorkommnisse und sind glaubwürdig. Und zu diesem Ergebnis kommt der Autor, wenn er mit den gleichen Kriterien die biblischen Texte untersucht, mit denen auch andere (Platon, Homer, Caesar, Cicero, etc.) Texte untersucht werden. Im dritten Abschnitt fasst der Autor acht Argumente für die Glaubwürdigkeit der Evangelien zusammen, angefangen von Datierungen über Augenzeugenberichte bis hin zum zeitlichen Kontext. Das vierte und letzte Kapitel behandelt Vorwürfe und Einwände gegenüber den vier Evangelien („Wunder sind nicht möglich", „ Abschriften sind nicht zuverlässig" usw).

Nach so einem Buch kann man mit Freimut folgender Aussage zustimmen: Wenn Menschen mich in der heutigen Zeit also fragen werden (bezogen auf meine Aussage, dass Jesus die Wahrheit ist): „Sag mal, glaubst du denn etwa, du hast die Wahrheit gepachtet?“ – dann lautet meine Antwort: „Nein. Ich glaube, die Wahrheit hat mich gepachtet“

Anmerkung: Das Institut für Glaube und Wissenschaft veröffentlicht regelmäßig sehr gute Beiträge in Form eines Podcast. Den Podcast kann man leicht über Spotify und anderen Quellen anhören. Es ist sehr hilfreich beim Gespräch mit Andersgläubigen. 

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2020.3 Aktuelles

Wenn der Verhör zum Gottesdienstraum wird

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Quelle: Magazin Mai 2020 - Stimme der Märtyrer

Jeden Sonntag erscheinen zu einer vereinbarten Uhrzeit nach und nach Benutzernamen auf dem Bildschirm. Sobald alle Teilnehmer sich beim Video-Feed angemeldet haben, beginnt der Online-Gottesdienst: Wie in einer „echten“ Kirche singen sie Lieder, beten gemeinsam und hören eine Predigt. Sie nehmen an einem illegalen Gottesdienst teil.

Die christliche Frühregen-Bündnis-Kirche in Chengdu hat sich auf diese Weise geweigert, ihre Gottesdienste einzustellen – trotz des immensen Drucks seitens der kommunistischen Regierung, die 2018 befahl, die Kirche zu schließen. Ihre Mitglieder wurden dazu gezwungen, falsche Geständnisse abzulegen, sie wurden verhaftet und teilweise gefoltert. Doch auch wenn ihr leitender Pastor Wang-Yi nach wie vor im Gefängnis ist, feiern sie weiterhin Gottesdienste. Einige möchten lieber nicht mit der Gemeinde in Verbindung gebracht werden, aber die meisten der 500 Gemeindemitglieder sind bereit, für ihren Glauben Nachteile und Leid in Kauf zu nehmen. Manche haben jetzt rund um die Uhr einen Polizisten vor ihrer Haustür stehen, der jeden ihrer Schritte verfolgt, andere wurden in weit entfernte Orte verbannt.

Ein geschichtlicher Abriss

Die Frühregen-Bündnis-Kirche begann 2004 als Hauskreis und wurde 2008 eine regierungsunabhängige – und damit “illegale” – Gemeinde. Wang-Yi wurde im darauffolgenden Jahr zum leitenden Pastor ernannt. Er hatte zuvor als Anwalt und Juraprofessor an der Chengdu Universität gearbeitet und war 2004 zum Glauben gekommen.

Schon vor mehr als einem Jahrhundert hatte es kleinere Zusammenschlüsse von Christen in China gegeben, die jedoch 1949 mit der Gründung der Volksrepublik China in den Untergrund gedrängt wurden. Kleine christliche Gruppen, die nicht mit der regierungsgeführten Patriotischen Drei-Selbst-Bewegung einverstanden waren (diese Organisation sollte sicherstellen, dass die Kirche den Leitlinien der kommunistischen Regierung entsprach), mussten sich von nun an in ihren eigenen vier Wänden oder unter freiem Himmel treffen. Diese sogenannten Hauskirchen wurden in der anschließenden Kulturrevolution von 1966 bis 1976, in der Mao Zedong die kommunistische Partei zu reformieren und das Christentum auszulöschen versuchte, extrem verfolgt. Man verurteilte Christen zu langen Haftstrafen, viele von ihnen wurden gefoltert und getötet. Nach weiterer intensiver Verfolgung in den 1970er und 1980er Jahren wuchsen die Hauskirchen stark, vor allem in den ausgedehnten ländlichen Gebieten. Obwohl sie weiterhin als illegal galten, wurden sie von den lokalen Behörden meist in Ruhe gelassen – vorausgesetzt, sie machten keine Probleme und verhielten sich ruhig. Die Beamten vor Ort erhielten von der chinesischen Regierung einen relativ großen Spielraum bei der Auslegung der Religionsgesetze. Wie man Christen behandelte, unterschied sich demnach sehr von Ort zu Ort.

In den letzten zwei Jahrzehnten formierten sich immer mehr Hauskirchen auch in städtischen Ballungszentren. Ihre Mitgliederzahlen gehen pro Gemeinde in die Hunderte wenn nicht sogar Tausende. Viele dieser städtischen Hauskirchen trafen sich bis vor Kurzem ganz offen in gemieteten Büroräumen, Hotellobbys und in manchen Fällen sogar auch in eigenen Gebäuden. Die Frühregen-Bündnis-Kirche ist eine solche Gemeinde.

Von Anfang an ging sie sehr offen mit den eigenen Inhalten und Zielen um. Die Strategie dieser Gemeinde war, nichts vor der Regierung zu verheimlichen und an ihren christlichen Überzeugungen festzuhalten. Sie war dafür bekannt, einen besonderen Wert auf Evangelisation zu legen und darauf, ihren Mitmenschen ganz praktisch zu dienen – Aktivitäten, die von anderen Kirchen, die bei der staatlichen Regierung nicht auffallen wollten, vermieden wurden.

Die Verfolgung nimmt (wieder) zu 

2013 wurde Xi Jinping Generalsekretär der kommunistischen Partei Chinas und somit Präsident der Volksrepublik China. Er zentralisierte die Macht und rief sein Land dazu auf, vor der „Infiltration“ durch Religion und extremistische Ideologien auf der Hut zu sein. Im September 2017 erließ der chinesische Staatsrat neue Vorschriften zur "Verwaltung religiöser Angelegenheiten" und die Kommunistische Partei Chinas übernahm die „Steuerung des religiösen Lebens“. Im März 2018 verabschiedeten die Patriotische Drei-Selbst-Bewegung und der Chinesische Christenrat – eine weitere von der chinesischen Regierung unterstützte Organisation – einen Fünfjahresplan zur „Sinisierung des Christentums“, also der Assimilierung des Christentums an die chinesische Kultur. Dieser Plan sieht vor, die Bibel neu zu übersetzen und Bibelkommentare umzuschreiben, sodass buddhistische und konfuzianische Lehren in das Alte Testament einfließen. Außerdem sollen zusätzliche Kommentare zum Neuen Testament hinzugefügt werden, die Parallelen zum Sozialismus ziehen. Der Plan beabsichtigt auch die „Einbeziehung chinesischer Merkmale in den Gottesdienst, die Lieder, die Kleidung der Geistlichen und den architektonischen Stil von Kirchengebäuden“.

Im ganzen Land wurden inzwischen Kreuze von Kirchengebäuden entfernt – sogar von staatlich genehmigten Kirchen. Außerdem wurde den Hauskirchen eine Form der offiziellen Registrierung angeboten. Viele vermuten darin allerdings einen Versuch der Regierung, an Namen von Hauskirchenmitgliedern heranzukommen und die Hauskirchen unter Druck zu setzen, sich der Patriotischen Drei-Selbst-Bewegung anzuschließen. In den offiziellen Kirchen, die dieser Bewegung angehören, müssen Pastoren jede Predigt den Behörden vorlegen, bevor sie sie halten dürfen.

Regierungsbeamte haben zahlreiche Grundschulen geschlossen, deren Träger Kirchen sind. Minderjährige dürfen keine religiöse Bildung mehr erhalten. Ausländer, die nur ansatzweise mit religiösen Vereinigungen in Verbindung gebracht werden konnten, wurden ausgewiesen. Hauskirchen, die sich bisher recht offen in großen Gruppen versammelt hatten, wurden verboten. Zu Beginn jedes Gottesdienstes muss jetzt die kommunistische Hymne gesungen werden; jede Kirche hat Bilder vom Präsidenten Xi Jinping aufzuhängen. In den Versammlungsräumen müssen Gesichtserkennungskameras installiert werden, die auf die Zuhörer gerichtet sind.

Eines der Hauptziele der "Verwaltung religiöser Angelegenheiten" ist, die chinesischen Kirchen von jeglicher Unterstützung und jedwedem Einfluss aus dem Ausland abzuschirmen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden bekannte Gemeinden wie die Frühregen-Bündnis-Kirche überwacht. Das machte es der weltweiten Gemeinde Jesu schwer, den Geschwistern in China zu helfen. In Kanton und anderen Städten boten Beamte finanzielle Belohnungen für Informationen über „illegale religiöse Aktivitäten“ an. Eine Kirche nach der anderen wurde geschlossen. Zahlreiche Pastoren und Leiter erhielten lange Haft- und Geldstrafen.

Die Gemeinde bleibt standhaft

Der Druck auf die Frühregen-Bündnis-Kirche nahm stetig zu. Als die Gemeinde im Mai 2018 einen Gebetsgottesdienst für die Erdbebenopfer von Sichuan abhielt, führte die Polizei eine Razzia durch und beschlagnahmte mehr als 10.000 Bibeln, Bücher und CDs.

Nach Monaten der Verfolgung beschlossen die Leiter der Frühregen-Bündnis-Kirche schließlich, dass es Zeit war, ihre Stimmen zu erheben und veröffentlichten am 1. September 2018 eine „Erklärung um des christlichen Glaubens willen“. Darin betonten sie die Souveränität Gottes, die Autorität und Unfehlbarkeit der Bibel und die Rolle der Kirche. Sie endeten mit folgendem mutigen Schlusswort: „Wir sind bereit, um des Evangeliums willen jegliche Form des Verlustes in Kauf zu nehmen – sei es der Verlust unserer Freiheit oder gar der Verlust unseres Lebens.“ Pastor Wang Yi war der Erste, der unterschrieb, gefolgt von einer langen Liste weiterer Pastoren und Leiter nicht-registrierter Gemeinden aus dem ganzen Land. Bislang haben 439 Personen diese Erklärung unterschrieben, die sich gegen die staatliche gelenkte Beschneidung der Religionsfreiheit richtet.

Am 9. Dezember 2018 führte die Polizei eine groß angelegte Razzia gegen die Frühregen-Bündnis-Kirche durch und stellte den Betrieb ihrer Schule, ihres theologischen Seminars sowie der Kirche selbst ein. Innerhalb von drei Tagen wurden mehr als 100 Gemeindemitglieder verhaftet. Pastor Wang Yi und seine Frau nahm man ebenfalls gefangen.

In den darauffolgenden Monaten wurden der Hauptsitz sowie vier weitere Standorte der Frühregen-Bündnis-Kirche geschlossen und die Gemeinde für illegal erklärt. Wenn Gläubige versuchten, sich zu treffen, folgte die Polizei ihnen und schloss die Versammlungen – manchmal prügelten sie dabei sogar auf die Anwesenden ein. Eine Frau wurde so stark verletzt, dass sie infolgedessen ihr ungeborenes Kind verlor.

Trotzdem hörten die Gemeindemitglieder nicht auf, in den Angriffen und Verhören eine Gelegenheit dafür zu sehen, die Gute Nachricht zu verkünden. “Versucht, mit Gottes Hilfe in den Vernehmungen von Jesus zu erzählen“, lautete ein Kommentar auf der Internetpräsenz der Gemeinde. „Versucht, den Verhörraum in einen Gottesdienstraum zu verwandeln.“ Einige Gemeindemitglieder berichteten, dass Wärter zum Glauben kamen und Polizisten offen wurden für das Evangelium, nachdem sie die Zeugnisse einiger Christen gehört hatten.

Jin Rong, die Frau von Pastor Wang Yi, wurde nach sechs Monaten wieder freigelassen. Sie befindet sich aber weiterhin unter Hausarrest. Jeder der über 300 Mitglieder der Frühregen-Bündnis-Kirche, die seit 2018 festgenommen wurden, ist inzwischen wieder auf freiem Fuß – bis auf Qin Defu, einen der Ältesten, und Pastor Wang Yi. Während Qin Defu zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden ist, trifft Wang Yi eine neunjährige Haftstrafe – seit über zehn Jahren die längste, die ein Hauskirchenpastor in China je bekommen hat.

Jeden Monat werden weitere Kirchen geschlossen oder gar abgerissen, Gemeinden durchsucht und Christen verhaftet. Sollte China erneut in eine Phase der intensiven Verfolgung geraten, wie es nach der Kulturrevolution schon einmal der Fall war, so sind die Gemeinden dieses Mal jedoch vorbereitet. Denn inzwischen besitzen viel mehr Gläubige eine eigene Bibel – und wissen um die Früchte, die das treue Zeugnis ihrer Vorgänger hervorgebracht hat.

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2020.3 Praktisch

Wenn Liebe zum Spielball der Mächtigen wird - Palti Ben-Lajisch - der Mann, der Davids Frau bekam

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Erstmals in Faszination Bibel 03/2019 erschienen

Heiraten und Liebe - das gehört in vielen Kulturen längst nicht so eng zusammen wie gegenwärtig bei uns. Eine Ehe aus Zuneigung wird im Altertum vermutlich ein Glücksfall gewesen sein. Man heiratete nicht unbedingt aus Liebe. Aus diesem Blickwinkel ist Palti Ben-Lajisch wohl ein Glückspilz: Er hängt in Liebe an seiner Frau und kann sich nicht vorstellen, von ihr getrennt zu werden. Als genau dies dann geschieht, ist er ein Mann mit gebrochenem Herzen.

Dabei hat er seine Frau zufällig kennengelernt, durch einen machtpolitischen Schachzug und ob er sie heiraten will, danach wurde er gar nicht gefragt. Der König gab ihm diese Frau und fertig. Im Hintergrund steht die Rivalität zwischen König Saul und David

Michal: Von einem Mann zum anderen

David ist als junger Mann an Sauls Hof gekommen. Er wird dem König aber bald unheimlich, weil er in allem Erfolg zu haben scheint. Auch Sauls Tochter Michal bemerkt David bald - und verliebt sich in ihn. Saul ist das recht, er spinnt sogleich einen perfiden Plan: David kann sie zur Frau bekommen. Er muss einen hohen Brautpreis zahlen. Er soll 100 feindliche Philister erschlagen und als Nachweis Trophäen bringen. Sauls Kalkül: Das wird David nicht schaffen, er wird getötet werden und der Rivale ist so beseitigt. Doch David ist erfolgreich, er heiratet Michal und wird so zum Schwiegersohn des Königs.

Die Feindschaft zwischen Saul und David ist damit aber längst nicht vorbei. Saul stellt seinem Schwiegersohn nach und will ihn zur Strecke bringen. Michal täuscht die Verfolger und David kann fliehen. Seitdem streift er als Flüchtling im Lande herum. Die Eheleute sehen sich vermutlich von da an nicht mehr. Um jede Verbindung Davids zum Königshaus abzuschneiden, setzt Saul sich über die Eheschließung seiner Tochter hinweg und gibt sie einem anderen Mann: Palti (oder: Paltiel) Ben-Lajisch aus Gallim (1.Sam. 25,44). Für den beginnt damit das Glück. Michal wird seine Frau. Dass sie vorher einem anderen gehörte, scheint seine Liebe nicht zu trüben.

Die folgenden Jahre sind ausgefüllt vom Ringen zwischen Saul und David. Saul weiß, dass er sein Königtum eigentlich schon verspielt hat. Der Prophet Samuel hat es ihm deutlich gesagt. David ist der kommende Herrscher, von Gott dazu bestimmt, aber Saul klammert sich, solange es geht, an der Macht fest. David verzichtet mehrfach auf die Möglichkeit, Saul zu beseitigen und mit Gewalt auf den Thron zu kommen. Er zieht umher, sammelt seine Gefolgschaft - und heiratet nacheinander zwei Frauen, Ahinoam und Abigajil. Völlig legitim war das damals für Männer, solange sie es sich finanziell leisten konnten, mehrere Ehefrauen zu versorgen. Nachdem David schließlich König über den Süden, über Juda, geworden ist, hat er es auf vier weitere Ehefrauen gebracht.

David holt sich seine Frau zurück

Allerdings ist die Herrschaft von David noch nicht abgesichert. Der Sohn des verstorbenen Saul ist König über die nördlich gelegenen Gebiete Israels, auch über den Stamm Benjamin, die Heimat Sauls. Bald aber verschiebt sich die Machtbalance. Der israelische König hat einen hohen Offizier, Abner. Der ist bereit, zu David überzulaufen und ihm so die Herrschaft über Israel zuzuspielen. Für David eine gute Gelegenheit. Er braucht aber noch eine weitere Säule, die seine Macht im Norden festigt. Eine Verbindung zur Dynastie Sauls, die er beerben will. Tja- war er denn eigentlich Sauls legitimer Schwiegersohn? Wenn er seine erste Ehefrau Michal wiederbekommen könnte, dann wäre das eine stabile Verknüpfung mit dem Stamm Benjamin und überhaupt den nördlichen Gebieten.

Gedacht, getan. Er fordert Michal für sich zurück. Der Sohn Sauls, noch König über Israel, in seiner Macht schon total geschwächt, gibt sie heraus. Einer muss dafür bezahlen: Palti Ben-Lajisch, der jetzige Ehemann von Michal.

Der Sohn Sauls "ließ.... Michal von ihrem Ehemann Paltiel, dem Sohn Lajischs, wegholen. Paltiel folgte ihr weinend bis nach Bahurim, dann sagte Abner zu ihm: ´Geh nach Hause!` Da erst kehrte Paltiel um" (2.Sam. 3,15-16)

David ist am Ziel. Er hat Michal wieder. Über ihr Empfinden wird mit keiner Silbe berichtet. Damals war sie in David verliebt - aber wie sieht das jetzt aus? Wie fühlt es sich an, wie eine Schachfigur auf dem Spielbrett verschoben zu werden? Man erfährt es nicht.

Doch über die Gefühle Paltis lässt der biblische Bericht keine Zweifel. Er ist ja noch weit mehr als Michal eine Nebenfigur. Saul hat ihn benutzt, um seine Tochter unterzubringen, nachdem er sie David wegnahm. Palti hat sie von Herzen lieb gewonnen, für ihn war die Ehe glücklich. Und nun nimmt David ihm diese Frau plötzlich weg. Über all diesem Hin und Her stehen Machtansprüche, Herrschaftsgesten, politisches Kalkül. Nun, das war damals eben so, auch bei Eheschließungen. Doch an dieser einen Stelle reißt der Bericht auf und legt die Gefühle eines Mannes frei, der die Frau hergeben muss, die er liebt. Er läuft dem Tross, den der Offizier anführt, weinend hinterher. Der Weg von seinem Dorf nach Gallim bis nach Bahurim, wo der Offizier ihn endlich kalt zurückschickt, ist ca. 17 Kilometer lang. Vier Stunden Fußweg für einen bitterlich weinenden Mann mit gebrochenem Herzen - und dasselbe noch einmal zurück in das jetzt leere Haus, in dem ihm von seiner Frau nur noch Kopfkissen und Erinnerung bleiben.

Tränen, gesammelt in Gottes Buch

"Sammle alle meine Tränen in deinem Krug. Du hast doch jede einzelne in deinem Buch festgehalten." Dies ist ein Gebet Davids (Psalm 56,9). Mehr noch als auf David passt es aber auf dem Mann, der von David in tiefe Trauer gestürzt wurde. Gott mag dessen Tränen nicht in einem Krug gesammelt haben - wohl aber in seinem Buch. Die Bibel erzählt von ihnen und hält den Namen dieses zutiefst verwundeten Mannes fest, bis heute. Gott interessiert sich nicht nur für die großen Linien der Macht. Nicht nur dafür, wie er seine Verheißungen verwirklichen kann, auch wenn Menschen wie Saul und sein Sohn sich ihnen entgegenstellen. Sondern Gott hat auch die scheinbaren Randfiguren im Blick und nimmt wahr, welches Leid sie zu tragen haben. Das Buch Gottes hat manchmal auch Raum für ihre Tränen.

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2020.3

Vorwort

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Liebe Jugend,

Jesus nachfolgen bedeutet mehr, als eine religiöse Checkliste abzuarbeiten, es ist eine lebendige Beziehung die täglich gepflegt werden will, eine Hingabe die immer intensiver wird, ein Lebenswandel der von Früchten zu seiner Ehre gekennzeichnet ist.

Als Christen, die wir den rettenden Glauben in uns haben, sind wir diejenigen, die am wahren Weinstock, an Jesus selbst sind. Und doch hat es sicherlich jeder schon erlebt, dass diese lebendige Beziehung durch das eigene Verhalten und das Übertreten der Gebote Gottes unterbrochen scheint. Wir kühlen ab, das Gebet wird zur reinen Formalie und man befindet sich in einer geistlichen Abwärtsspirale. Bevor man sich versieht ist man bereits in ein geistliches Loch gefallen.

Vielleicht waren gerade die letzten Monate für dich ein solches geistliches Loch, in denen du die Beziehung mit Jesus verloren hast.

Diese Ausgabe des Jugendkompasses hat das Motto: Raus aus dem Loch! Wir wollen dich damit ermutigen, dich in deiner Einfachheit Gott zuzuwenden und selbst auch andere Jugendliche zu motivieren. 

„Denn ein Gerechter fällt siebenmal und steht wieder auf; aber die Gottlosen versinken im Unglück.“ – Sprüche 24,7

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2020.2 Ausgaben

Vorwort

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Liebe Jugend, die wir in Christus lieben, für die wir unablässig beten und die wir immer wieder gerne bei unseren Jugend-Gottesdiensten sehen oder auch vermissen, diese Ausgabe des Jugendkompasses spricht direkt in euer Leben als Christen hinein. Gerade in der Zeit der Corona-Pandemie ist es wichtig, gute "Nahrung" zu bekommen. In diesem Kompass wirst du wieder einige aktuelle Beiträge finden, die dich, mit dem Wort Gottes in der Hand, zum Nachdenken anregen und womöglich auch herausfordern werden. 
P.S. Eine Anleitung, wie du die übrige Zeit meistern kannst, die du aufgrund der Corona-Pandemie haben wirst, findest du in Jakobus 1,27.Sei gesegnet beim Lesen!

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2020.2 Ausgaben

Altes-Neues Kreuz

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Gänzlich unbemerkt ist in unserer modernen Zeit ein neues Kreuz in viele gläubige Kreise eingedrungen. Es ähnelt zwar dem alten Kreuz, aber diese Ähnlichkeit ist nur imitiert und  tatsächlich unterscheidet sich das neue Kreuz wesentlich vom alten.

Von diesem neuen Kreuz ist eine neue Philosophie auf das Christenleben übergesprungen und diese neue Philosophie brachte eine neue evangelistische Methode mit sich - eine neue Art der Versammlung und des Predigens. Diese neue Verkündigung gebraucht dieselbe Sprache wie die alte, aber ihr Inhalt ist nicht derselbe und der Schwerpunkt ist verschoben worden.

Das alte Kreuz hat nichts mit der Welt zu schaffen. Für Adams stolzes Fleisch bedeutet es den Tod. Durch dieses Kreuz verwirklichte sich der Richterspruch, der über dem auf dem Berge Sinai gegebenen Gesetz lag. Das neue Kreuz steht nicht im Gegensatz zur Welt. Es ist eigentlich ein freundlicher Kumpan und, wenn man recht versteht, die Quelle guter sauberer Unterhaltung und unschuldiger Vergnügen. Es lässt den Menschen unbehelligt leben. Seine Lebensmotive sind unverändert geblieben. Er lebt noch immer zu seinem eigenen Vergnügen, nur dass er jetzt christliche Lieder singt und sich religiöse Filme ansieht, anstatt anstößige Lieder zu singen oder stark alkoholische Getränke zu sich zu nehmen. Die Betonung liegt noch immer auf das Vergnügen, obwohl es nun einen moralisch höheren Standard, wenn nicht gar einen intellektuellen erreicht hat.

Das neue Kreuz bringt eine neue und völlig unterschiedliche Evangelisationsmethode mit sich. Der Evangelist verlangt keine Absage an das alte Leben, bevor ein neues empfangen werden kann. Er predigt nicht die Kontraste, sondern die Ähnlichkeiten. Er versucht, sich dem öffentlichen Interesse anzupassen, indem er zeigt, dass das Christentum keine unangenehmen Forderungen stellt, sondern dasselbe anbietet wie die Welt, nur auf einem höheren Niveau. Das, wonach die sündenverrückte Welt momentan schreit, bietet dieses neue Evangelium, nur mit dem Unterschied, dass das religiöse Produkt besser ist.

Das neue Kreuz zerbricht den Sünder nicht, es gibt ihm lediglich eine andere Richtung. Es treibt ihn dazu, auf eine saubere und fröhlichere Art zu leben und erhält ihm seine Selbstachtung.

Dem Überheblichen sagt das neue Kreuz: »Komm und setze dich für Christus ein«.

Dem Egoisten sagt es: »Komm und rühme dich in dem Herrn«.

Zu dem Enthusiasten sagt es: »Komm und freue dich an der Botschaft der Gläubigen«.

Die christliche Botschaft neigt sich also in die Richtung der gegenwärtigen Mode, um sich der Öffentlichkeit anzupassen.

Der philosophische Beweggrund dieser ganzen Sache mag wohl ein aufrichtiger sein, aber seine Aufrichtigkeit bewahrt ihn nicht davor, falsch zu sein. Er ist falsch, weil er aus der Blindheit heraus geboren wurde. Er schießt vollständig an der Bedeutung des Kreuzes Christi vorbei.

Das alte Kreuz ist ein Symbol des Todes.

Es ist ein Sinnbild für das jähe, schreckliche Ende des Menschen. Der Mann, der zur Zeit der römischen Herrschaft sein Kreuz die Straße hinuntertrug, hatte sich bereits von seinen Freunden verabschiedet. Er kam niemals wieder zurück. Er ging nicht hinaus, um seinem Leben eine andere Richtung zu geben, sondern um es zu beenden. Das Kreuz ging keine Kompromisse ein, milderte nichts, ersparte nichts; es tötete die Menschen ein für allemal. Es versuchte nicht, mit seinem Feind auf gutem Fuß zu leben. Es schlug grausam und hart zu, und wenn es seine Arbeit getan hatte, war der Mann nicht mehr vorhanden.

Der alte Adam ist zum Tode verurteilt.

 Da gibt es kein Entrinnen. Gott kann keine Frucht der Sünde gutheißen, wie unschuldig oder sogar schön sie auch in den Augen der Menschen sein mag. Gott zerbricht den Menschen, indem Er das Alte in ihm sterben lässt und ihn dann zu einem neuen Leben emporhebt.

Die Verkündigung, die zwischen dem Weg Gottes und dem der Menschen freundliche Parallelen zieht, ist von der Sicht der Bibel aus gesehen falsch und ein grausames Vergehen an den Herzen derer, die zuhören.

 Der Glaube Christi verläuft nicht parallel mit der Welt, sondern durchtrennt sie. Wenn wir zu Christus kommen, bringen wir unser altes Leben nicht auf eine höhere Ebene, sondern lassen es am Kreuz. Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben.

Wir, die wir das Evangelium predigen, müssen uns nicht als öffentliche Vermittler vorkommen, die gesandt wurden, um zwischen Christus und der Welt ein gutes Einvernehmen herzustellen. Wir dürfen uns nicht einbilden, es sei unsere Aufgabe, Christus dem Fortschritt, der öffentlichen Meinung, dem Sport oder der modernen Bildung anzupassen. Wir sind keine Diplomaten, sondern Propheten, und unsere Botschaft ist kein Kompromiss, sondern ein Entweder-Oder.

Gott bietet das Leben an, aber kein verbessertes altes Leben. Das Leben, welches Er uns anbietet, ist das Leben aus dem Tode heraus. Es ist immer ein langer Weg bis zum Kreuz. Wer dieses Leben haben will, muss sich unter der Zuchtrute Gottes beugen.

Er muss sich selbst ablehnen und dem über ihn gefällten, gerechten Richterspruch Gottes beipflichten.

Was bedeutet das für den Einzelnen, für den Verdammten, der in Jesus Christus ein neues Leben finden will? Wie kann diese Theologie in die Praxis umgesetzt werden?

Ganz einfach:

Der Mensch muss bereuen und glauben. Er muss zuerst seine Sünden und dann sich selbst aufgeben. Er darf nichts verdecken, nichts verteidigen, nichts entschuldigen. Er darf nicht mit Gott handeln wollen, sondern muss sich unter dem harten Schlag des Missfallens Gottes (gegenüber der Sünde) beugen und erkennen, dass er den Tod verdient hat.

Nachdem er das getan hat, soll er auf den auferstandenen Heiland in kindlichem Vertrauen aufblicken; von Ihm kommt Leben, Wiedergeburt, Reinigung und Kraft.

Das Kreuz, welches das irdische Leben Jesu beendet, macht auch mit dem Sünder ein Ende; und die Kraft, die Christus von den Toten auferstehen ließ, erhebt auch ihn zu einem neuen Leben mit Christus.

Jedem, der dies lediglich als eine begrenzte und private Meinung der Wahrheit bezeichnet, möchte ich sagen, dass Gott dieser Botschaft - seit der Zeit des Paulus bis auf den heutigen Tag - Sein Siegel aufgedrückt hat.

Ob sie nun in solch einer exakten Aussage wie hier wiedergegeben wird oder nicht, dies ist der Inhalt aller Verkündigung, die der Welt durch die Zeitalter hindurch Leben und Kraft gebracht hat. Mystiker, Reformatoren und Erweckungsprediger haben dies immer wieder betont und Zeichen, Wunder und mächtige Taten des Heiligen Geistes zeugen von der Bestätigung Gottes.

Wagen wir es, als die Erben eines solch machtvollen Testamentes, an der Wahrheit herumzupfuschen?

Wagen wir es, mit unseren stumpfen Bleistiften die Linien des Planes Gottes zu verwischen oder das uns auf dem Berge Sinai gezeigte Muster zu ändern? Möge Gott das verhüten.

Lasst uns das alte Kreuz predigen,
und wir werden eine neue Kraft erfahren.

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2020.2 Ausgaben

Buchempfehlung

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Liebe Jugend,

ohne Zweifel, auch in der christlichen Literatur gibt es zahlreiche Bücher, die eher Zuckerwatte als Vollkornbrot sind, und doch gibt es viele Bücher, die für unser Glaubensleben sehr hilfreich sein können. 

Sie können unseren Blick auf Dinge richten, denen wir vorher keine Beachtung geschenkt haben und unseren Wunsch, Jesus ähnlicher zu werden, bestärken. Auch können sie uns dazu bewegen, das Wort Gottes intensiver und mit offeneren Augen zu betrachten. Persönlich habe ich das schon oft erlebt und deshalb ist es mir ein besonderes Anliegen dir mitzugeben: Nimm dir Zeit für gute geistliche Bücher!

Es ist mir nicht leicht gefallen, ein Buch auszuwählen, doch habe ich mich für das Buch „Vom Beten - Eine kleine Schule des Gebets“ von Ole Hallesby entschieden.

Ole Hallesby war ein norwegischer Erweckungsprediger und Professor für Systematische Theologie an der Gemeindefakultät in Oslo und lebte von 1879 bis 1961. Das Buch „Vom Beten“ ist sein bekanntestes Werk und eine Ermahnung zu einem aufrichtigen, beständigen Gebetsleben. 

„Beten ist: Jesus einlassen.“ Hallesby beschreibt uns in dem Buch das Wesen des Gebets und stellt dar, dass das Gebet die „wichtigste Arbeit in Gottes Reich“ ist. Dabei verschweigt er nicht, dass wir Menschen bei dieser nicht einfachen Arbeit oftmals träge werden und gibt uns einige biblische Hinweise mit, warum es so wichtig ist, anhaltend zu beten. Insbesondere legt er uns ein Gebet ans Herz: „Herr, lehre uns beten“. Mir selbst ist bei diesem Buch ein Gedanke besonders wichtig geworden: Beten heißt nicht nur zu reden, sondern auch Gott Raum zu geben, damit er reden kann!

Samuel Dalinger

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Das Gebet geht tiefer als alle unsere Worte. Es lebt in der Seele, bevor wir es in Worte kleiden können. Und es bleibt wieder in der Seele, wenn das letzte Wort des Gebets über unsere Lippen gegangen ist. Das Gebet ist eine Beschaffenheit unseres Herzens, ein Gemütszustand.

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Ein paar weitere Buchtipps:

-Jesus unser Schicksal, Wilhelm Busch

-Das Gebetsleben Jesu, Wolfgang Bühne

-Der Brief des Jakobus, Gerhard Maier

-None Other – Discovering the God of the Bible, John MacArthur