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2020.4 Geschichtliches

Nikolaus Ludwig von Zinzendorf

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Nikolaus Ludwig von Zinzendorf war ein deutscher lutherisch-pietistischer Theologe und gründete die Herrnhuter Brüdergemeinde. Er war, nach der Reformation, eine wichtige Persönlichkeit in deutschen sowie internationalen christlichen Glaubenskreisen. Zudem berief er die Tageslosungen ins Leben.  

Christliche Prägung und Umfeld

Zinzendorf wurde am 26.05.1700 in Dresden als erstes und einziges Kind seiner Eltern geboren. Sein Vater starb wenige Wochen nach seiner Geburt. So wuchs er bei seiner tiefgläubigen Großmutter auf dem Schloss Großhennersdorf, bei Zittau, auf. Von ihr lernte er die biblischen Geschichten und Jesus kennen. Mit seinem kindlichen Glauben liebte er Jesus und sprach mit ihm wie mit einem Spielkameraden. Als er alt genug war, begann er, ein Internat in Halle zu besuchen. In dieser Zeit gründete er in der Schule mit einigen anderen adligen Jungen eine feste geistliche Gemeinschaft, den Senfkorn-Orden. Es kam zu Bekehrungen und einer kleinen Erweckung.

Kehrtwende

Danach begann er ein Jura-Studium in Wittenberg. Auf einer Reise sah er ein Passionsgemälde mit der Aufschrift: „Ich habe dies für dich gelitten - was tust du wahrhaftig für mich?“, aufgrund dessen zog er seine persönliche Konsequenz und gab sein Leben neu Jesus hin. 

 „Unter des Herrn Hut“

1722 heiratete er und zog mit seiner Frau in das Berthelsdorfer Schloss, das er von seiner Großmutter erbte. Er hoffte darauf, in Berthelsdorf eine Gemeinschaft aufzubauen, die sich vollständig auf das Wort Gottes gründen würde. Schon einen Monat nach dem Erwerb des Gutes Berthelsdorf, suchten einige Glaubensflüchtlinge, die verfolgt wurden, Asyl. Zinzendorf erlaubte ihnen, sich auf dem Hutberg (der Berg, auf dem die Tiere gehütet wurden) anzusiedeln. Schon bald deutete man dies als einen Ort, der „unter des Herrn Hut“ steht. Nach fünf Jahren bestand die Siedlung „Herrnhut“ dann schon aus 30 Häusern mit über 200 Bewohnern aus vielen verschiedenen Gegenden und Konfessionen. 

Die Herrnhuter verbrachten viel Zeit im Gebet. Sie beteten, tage- und nächtelang, dass Gottes Kraft auf die Gemeinschaft kommen möge. Eines Nachts wurde dann eine Gruppe so vom Heiligen Geist ergriffen, dass sie weinend zu Gott riefen und Buße taten, bis alle Anwesenden gemeinsam Gott lobten und priesen und ihn mit Liedern anbeteten. So fiel der Heilige Geist einige Tage später, bei einer Predigt Zinzendorfs, auf die versammelte Gemeinde. Der Graf beschrieb die Ereignisse mit den Worten: „Ein Tag der Ausgießung des Heiligen Geistes… Es war ihr persönliches Pfingsten.“ 

Bei einem Abendmahl wurde so schließlich die Herrnhuter Brüdergemeinde gegründet. 

Entstehung der Gebetskette

Zinzendorf entwickelte eine Vielzahl an revolutionären Neuerungen in seiner Gemeinde. Es gab zum Beispiel Singstunden oder Gruppen für unverheiratete Brüder und Schwestern, die sich regelmäßig zum Bibellesen und Beten trafen. Eine Gruppe an Männern und Frauen ging eine Verpflichtung ein, rund um die Uhr zu beten. Sie würden für das beten, was Gott ihnen aufs Herz legen würde, aber ihr Hauptanliegen sollte Erweckung und die Ausbreitung des Evangeliums Christi bis an die Enden der Erde sein. Es war eine Gebetskette entstanden, die die nächsten hundert Jahre Bestand haben und sich als Nährboden für mögliche Erweckungen erweisen sollte. 

Zinzendorfs Dienst war auch die Mission

So entstanden auch Gruppen für die Diakonie und missionarische Zwecke. Am Anfang wurden Missionare nach Dänemark und London geschickt, dann in die ganze Welt. Die Herrnhuter evangelisierten unter Sklaven, Eskimos, Afrikanern und Indianern. 

Auch Zinzendorf selbst war viel auf Reisen. „Mein Predigtstuhl ist die ganze Welt!“, hieß es stets bei ihm. Besonders viel Zeit verbrachte er in den neuen englischen Kolonien in Nordamerika (die heutigen Vereinigten Staaten), in denen er auch Gemeinden gründete.

Durch Gemeinschaft geeint

Zinzendorfs Gemeinde bestand aus vielen Menschen aus ursprünglich verschiedenen Glaubensrichtungen. Durch die Gemeinde wurden sie natürlich alle geeinigt, was aber nicht heißt, dass es keine Konflikte gab. Zinzendorf legte stets viel Wert darauf, nicht immer die gleiche Meinung und Erkenntnis zu vertreten, sondern eine lebendige Beziehung zu Gott zu pflegen. 

Der Graf ging davon aus, dass sich alle Menschen durch eine gottgewollte Verschiedenheit auszeichnen. Er sagte: „Jesu Gestalt blickt aus einer jeden menschlichen Seele mit einer anderen Schönheit heraus“, jeder Mensch sei nach Zinzendorf also als ein Individuum zu betrachten. Dabei muss man bedenken, dass diese Denkweise im 18. Jahrhundert völliges Neuland war. So gelang es Zinzendorf, ein sehr gutes System der seelsorgerischen Betreuung in seiner Gemeinde zu etablieren.  

Christus im Zentrum

Gemäß Zinzendorfs Motto sollte die Beziehung zu Jesus im Zentrum eines jeden Lebens stehen: „Wer Gott nur im Kopfe weiß, der wird Atheist. Christsein verwirklicht sich nur in der persönlichen Beziehung zu Jesus.“ Daraus ergebe sich aber auch die Konsequenz, dass jeder Einzelne ebenfalls die Hilfe und die Korrektur von Brüdern und Schwestern brauche. „Eine Gemeinde ist der einzige Beweis gegen den Unglauben“, sagte er. 

Eine Glaubensgemeinschaft sollte sich auch für spätere und heutige Zeiten noch als sehr wichtig für die Christen in der ganzen Welt erweisen. 

Er blieb viel auf Reisen und wohnte meist in London, ab 1755 dann wieder in Herrnhut. Nach dem Tod seiner Frau heiratete er erneut, bevor er am 09. Mai 1760 in Herrnhut verstarb. 

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