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2020.2 Ausgaben

Das Feuer der Azusa Street

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William J. Seymour ist aus heutiger Sicht der Begründer der Pfingstbewegung der modernen Zeit. Durch die Erweckungen in der Azusa Street formte sich sowohl eine nationale als auch eine internationale pfingstlerische Bewegung. Den Beginn dieser Bewegung, der auch wir entstammen, möchten wir in diesem Artikel genauer beleuchten.

William selbst war ein Schüler von Charles Fox Parham, der sich ein Jahr frei nahm, um mehr über die Bibel und die Wahrheit darin herauszufinden. In diesem Jahr erforschte er sowohl mit seiner Gruppe von Studenten, als auch auf Veranstaltungen die Taufe des Heiligen Geistes. Charles und seine Studenten kamen zu dem Schluss, dass die Zungenrede ein Zeichen der Taufe des Heiligen Geistes ist. Auf seinen Reisen zu verschiedenen religiösen Gemeinschaften hörte er ebenfalls davon, dass es Menschen gibt, die mit dem Heiligen Geist getauft sind. Charles entschied sich dazu, mit seinen Studenten um die Taufe des Heiligen Geistes zu ringen. In einem Nachtgebet an Silvester und am Tag darauf, im Jahr 1901, beteten sie um die Taufe. Agnes Ozman war die erste Person, die getauft wurde und begann, in Zungen zu reden. Sie berichtete später:

„… es war, als würden Hände auf mein Haupt gelegt werden, wenn der Heilige Geist auf mich kam und ich in Zungen anfing zu reden und Gott zu verherrlichen. […] Ich hatte diese zusätzliche Freude und Herrlichkeit, nach der sich mein Herz gesehnt hat und eine Tiefe der Gegenwart des HERRN, die ich noch nie zuvor gespürt hatte. Es war, als würden Ströme des lebendigen Wassers aus meinem Innersten fließen.“

Parhams Lehre beeinflusste auch den jungen Mann Seymour, der aus Centerville, Louisiana, aus dem Süden Amerikas stammt und 1870 geboren wurde. Er wuchs in extremer Armut als Afroamerikaner mit sieben Geschwistern auf. Nach dem Tod seines Vaters zog William nach Indianapolis, wo er Mitglied einer schwarzen Kirche wurde. Kurz darauf zog er nach Cincinnati. Zur damaligen Zeit gab es eine neue Erweckungsbewegung, die sogenannte Heiligungsbewegung, die neben der Erlösung, dem ersten Wirken der Gnade, die Heiligung als das zweite Wirken der Gnade ansah. Die Kirche, die er hinfort besuchte, war für ihre Lehre der Heiligung, aber auch für die Einheit der Christen bekannt. Seymour wurde Prediger in der Heiligungsbewegung und traf 1905 in Houston Parham, der die Geistestaufe als drittes Wirken der Gnade ansah. 1906 sollte Seymour nach Los Angeles gehen, um dort ein Pastor zu werden. Er selbst vertrat die Lehre der Geistestaufe, war aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht getauft. Der Dienst des Predigers wurde ihm schnell entzogen, nachdem er die Lehre der Zungenrede auch dort verbreiten wollte. Aufgrund dessen zog sich William in private Häuser zurück, um dort Gottesdienste durchzuführen. Die Besucherzahlen dieser Gottesdienste stiegen schnell an und die Gebetsabende hatten einen großen Zulauf.

Die Mitglieder dieser Versammlungen entschieden sich, ein zehntägiges Fasten auszurufen. Während des Fastens studierten sie die Worte aus Apostelgeschichte 2,1-4 und trafen sich jeden Abend zum Beten, bis sie die gleiche Erfahrung machten, wie sie in der Apostelgeschichte vorzufinden war. Am 9. April 1906, drei Tage nach Beginn des Fastens, wurden die ersten Mitglieder der Gruppe getauft. Seymour selbst wurde am 12. April getauft. Zu diesem Zeitpunkt war die Gebetsgruppe für das Haus, in dem die Treffen stattfanden, viel zu groß geworden und das, obwohl es von den Medien und anderen religiösen Gemeinschaften viel Widerstand gab. Aus diesem Grund stand der Umzug in die Azusa Street 312 an, wo in den nächsten drei Jahren, sieben Tage die Woche, drei Gottesdienste ihren Verlauf nahmen. Immer mehr Menschen bekehrten sich dort, fanden zum Glauben und wurden mit dem Heiligen Geist getauft. Die Räume des Hauses waren immer überfüllt und die Gottesdienste von Gottes Geist geleitet. Nachdem Kritiker, die ihre Gemeinden vor Irrlehren bewahren wollten, die Gottesdienste besucht hatten, erkannten sie, dass sich gläubige Menschen versammelten, die durch Gott geleitet werden. Auch sie schlossen sich daraufhin dieser Lehre an.

Eines Tages kam ein Mann in die Versammlung. Vom Geist geführt zeigte eine junge Frau auf diesen Mann, der im Treppenhaus stand, und redete in Zungen mit ihm. Zitternd nahm der Mann die junge Frau am Arm und ging mit ihr in die Versammlung. Er erklärte der Gemeinde, dass er ein Jude sei und sein Ziel es wäre, das Reden in Zungen zu untersuchen und es in seinen Vorträgen gegen den christlichen Glauben zu verwenden. Doch diese Frau habe auf Hebräisch seinen Namen genannt, gesagt, wie er hieße und was sein Ziel sei. Sie hatte ihn auf Hebräisch aufgefordert, umzudenken. Der Mann fiel daraufhin weinend auf die Knie und betete zu Gott.

Auf viele Weisen wirkte Gott in der Azusa Street. Es entstanden viele neue Gemeinden und immer mehr Menschen schlossen sich diesem Glauben an. So breitete sich die Lehre der Geistestaufe immer weiter aus und wurde als Pfingstbewegung in der ganzen Welt bekannt.

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