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2020.3 Praktisch

Bibelimpulse

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1. Der Hochsitz – um was geht es eigentlich? 

Unter Beschuss. Du. Ich. Jeden Tag. 24/7. Es beginnt mit dem Wecker und geht über die Arbeit, dem  Vorgesetzten und anderen Mitmenschen bis hin zu deinem Smartphone, das erwartet, aktualisiert zu  werden – und zwar genau jetzt. 

Szenenwechsel. Du sitzt in deinem Zimmer, kannst abschalten und bist einfach da. Du und Jesus. Im  Hier und Jetzt.  

Es gibt tausend Dinge, die alle erledigt werden möchten. Und irgendwann stellst du dir hoffentlich die  Frage: Um was genau geht es hier eigentlich?! 

Beim Beantworten dieser Frage dürfen wir zurück zur Wahrheit kommen – und die Wahrheit ist eine  Person. Es tut meist gut, wie ein Maler einen Schritt vom Kunstwerk zurückzutreten und  wahrzunehmen, was da ist. Dabei helfen Antworten auf Fragen wie: Was mache ich hier eigentlich?  Möchte ich das überhaupt? Was treibt mich dazu an? Ist es gerade schön?  

Die Lösungen dieser Fragen helfen dabei, vom zu viel Zoom-in in kleine, unwichtige Verlorenheiten,  zurück zu dem zu kommen, der den objektiv größten Wert im ganzen Universum trägt. Deswegen  gilt: Wer zum Thema „um was geht es eigentlich“ Licht am Fahrrad haben möchte, steht in der  Entscheidung, mal etwas zurück zu treten und auf den Hochsitz zu klettern. 

Memo: Jesus ist die Wahrheit (oder auch wörtlich: die Wirklichkeit, eigentliche Realität). 

2. Wurzelbehandlung fast wie beim Zahnarzt 

Jeder Mensch, auch du, hat tief im Inneren Bedürfnisse. Das hast du dir nicht ausgesucht, wir sind so  gemacht. Ob du jetzt zur Veranschaulichung die Bedürfnispyramide von Maslow wählst, oder es in  vier einfache aber weitreichende Worte fasst, spielt dabei nicht die Rolle. Es verhält sich so, dass  unser perfekter Vater die Baupläne unseres Seins erdacht und verwirklicht hat und die zugehörigen,  elementaren Bedürfnis-Bausteine schenkt. Lies dazu gerne Lukas 3,22.

Hierin finden wir die vier Grundbedürfnisse des Menschen.  

Identität: Wer bin ich? 

Zugehörigkeit: Wo und bei wem bin ich zuhause? Wo gehöre ich dazu? 

Bestätigung: Jemand sagt dir, dass du jemand bist. Dass das, was du tust, gut ist. Bestimmung: Sinn, Berufung, Teil von etwas Bedeutsamen zu sein. 

Durch unseren liebenden Vater in diesen Dingen echt, ewig weitreichend und nachhaltig gestillt,  dürfen wir uns täglich entscheiden, welchen Lebensstil wir einüben: im Umgang mit uns selbst, mit  Gott und dem Nächsten. #Königskindmentalität

Doing: Vier Grundbedürfnisse in unserem Bibelvers finden und WAHRnehmen, es für Wahrheit  halten, dass es genau für DICH (˂3) gilt.

3. Wahrnehmen und Sein 

Entgegen jeder bekannten Vorstellung herkömmlicher Gottesbilder und deren mitschwingende Art,  ist das Evangelium schon an sich von Grund auf anders. So anders, wie auch schon der Gott  Abrahams, Isaaks und Jakobs ist. Einzigartig, nirgends sonst gefunden, der da heißt: Ich bin da.  

Tote Religion funktioniert von der Wesensart insofern als dass durch das Verhalten ein vermeintliches Sein hervorgerufen wird. Bedeutet: Wenn du das und jenes tust, bist du der oder die. Die frohe  Botschaft Jesu hingegen klingt da in einer völlig anderen Tonart: Durch das vollbrachte Werk Christi dürfen wir durch die große, mitfühlende Liebe Gottes im allerersten Schritt Kinder Gottes werden. Ohne Checkliste nimmt er uns auf. Bedingungslose Annahme deiner ganzen, vollständigen Person. Und dann, erst aus diesem Sein in Christus, DURCH das Wahrnehmen, was Gott im Voraus tat und wer er ist, folgt das echte Sein von Innen heraus. 2. Korinther 3,18 sagt, dass wir durch den Blick auf  Jesus in sein Bild verwandelt werden. Und das passiert nicht von heute auf morgen, nein. Step by step.  

Möchte ein Ethnologe (Völkerforscher) erkunden, warum eine Kultur oder ein Volk etwas  Bestimmtes tut, gilt es in erster Linie herauszufinden, was der Anbetungsgegenstand derselben ist.  Du wirst nämlich immer zu dem, was du anbetest. Nun wird klarer ersichtlich, warum so viele Kinder weltweit getötet, Frauen vergewaltigt werden oder die Hygiene an einigen Orten keine so große  Rolle spielt. Rein faktisch betrachtet, gar nicht wertend, spiegelt sich das, was die Götter dieser  Kultur tun und sind, in den Menschen wider. Da hat die Bibel mit dem Wort der Wahrheit mal  wieder voll ins Schwarze getroffen. 

4. Faszination – der Sinn des Lebens 

Wer liebt, findet Worte. Im Gespräch mit anderen Menschen zeichnet sich relativ schnell, wodurch dein Gegenüber geprägt und bewegt wird: Nachrichten, die Arbeit oder das Hobby. Das Lustigste  hierbei: Wir können stundenlang über solche Themen reden, alles ist so großartig, so schön, so  mitteilenswert. Wenn es aber um Gott selbst geht, finden bestenfalls zwei, drei Sätze die Sprache  und dann wird es ganz still und ruhig. Komisch, oder?  

Der Mensch ist auf der Suche nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Schönheit. Ein Zitat von C.S. Lewis besagt, dass wir Menschen nur Durst haben, weil es Wasser gibt. Dementsprechend müssen wir für  eine andere Welt geschaffen sein, da uns jetzt Leid, Schmerz, Lüge und Enttäuschung begegnen und  der Durst nach Erlösung dieser Dinge letzten Endes nicht in dieser Welt gestillt werden kann.  Weiterhin beten wir im Vater-Unser: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden.“ Der  Himmel als Thronsaal und ewiger Regierungssitz Gottes ist der Ort, wo zu 100% Gottes Wille  geschieht. Der Thron Gottes, mittig angeordnet, ist umgeben von den vier lebendigen Wesen, die in  und um den Thron sind. Um den Thron dann die 24 Ältesten und dann die Millionen von Engeln. Alle  sprechen die Eigenschaften Gottes an ihn zurück. Heilig, heilig, heilig, du, der da war und der ist und  der kommt, der Allmächtige, der Einzige und Ewige, der alles überhaupt erst ins Dasein gerufen hat  und zudem (ganz rechtmäßig) auf dem Thron sitzt und regiert. Es fällt auf, dass alles zu Gott, dem  Zentrum, ausgerichtet ist.  

Was brauchst du, wenn du direkt in Gottes Gegenwart bist? Augen, und zwar davon so richtig viele  (siehe Offenbarung 4,6 und 8). Unser Gebet nach Psalm 119,18: Öffne mir die Augen, damit ich sehe  die Wunder an deinem Gesetz.

5. Vision – auf Kurs bleiben 

Es gibt die drei K´s, die dazu da sind, wach zu rütteln: Krisen, Krankheiten, Konflikte. Menschen  reagieren total unterschiedlich auf solche unangenehmen Gegebenheiten. Da gibt es die  Bushaltestellen-Taktiker. Abwarten. Nichts tun und schauen was passiert. Beobachten.  

In einem gewissen Rahmen der persönlichen Überzeugung ist das geduldige Ausharren natürlich  goldwert. Wenn allerdings Umstände jeglicher Art über uns verfügen, wird es schwierig. Andersrum  gibt es die Raketen-Taktiker. Leute, die sofort loslegen, ohne sich vorher im Klaren zu sein, welche  Verantwortung und Konsequenzen ihr Handeln mit sich trägt. So sagt das Wort, dass zur rechten Zeit  Warten und zur rechten Zeit das Machen gefragt ist. „Gebet ist nicht alles, aber ohne Gebet ist alles  nichts“ unterstreicht ein tiefes Gottvertrauen, auch wenn man derzeit wenig sieht. Wenn wir  vernommen haben, dass der objektive Sinn des Lebens ist, sich unserem Schöpfer zu schenken und  hinzugeben (Epheser 1,12), ganz zweckfrei, ohne etwas dafür zu bekommen, ist es eine Befreiung zu  wissen, Gottes Kind zu sein, zu ihm zu gehören, genug und angenommen zu sein. Der Dienst an der  Wahrheit führt zur Befreiung durch die Wahrheit. Das Schöne hierbei ist, dass die Wahrheit jeden  Bereich des Lebens wie zum Beispiel Beziehungen, Kommunikation, Sprache, Arbeit, Sichtweisen usw. durchdringen kann. Dazu ist Jesus gekommen. Gefangenen Befreiung zu schenken (Johannes  4,18ff), ja, es geht sogar so weit, dass er sich selbst uns schenkt und wir aufgrund dieser ganz neuen  Gegebenheit diesem Gott höchstpersönlich begegnen dürfen, in unserer Echtheit des Herzens und tiefstem Vertrauen. Alles wirkliche Leben ist Begegnung, sagte Martin Buber einst. Und Begegnung  mit der eigentlichen Wirklichkeit, da beginnt Gebet.

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2020.3 Praktisch

Wenn Liebe zum Spielball der Mächtigen wird - Palti Ben-Lajisch - der Mann, der Davids Frau bekam

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Erstmals in Faszination Bibel 03/2019 erschienen

Heiraten und Liebe - das gehört in vielen Kulturen längst nicht so eng zusammen wie gegenwärtig bei uns. Eine Ehe aus Zuneigung wird im Altertum vermutlich ein Glücksfall gewesen sein. Man heiratete nicht unbedingt aus Liebe. Aus diesem Blickwinkel ist Palti Ben-Lajisch wohl ein Glückspilz: Er hängt in Liebe an seiner Frau und kann sich nicht vorstellen, von ihr getrennt zu werden. Als genau dies dann geschieht, ist er ein Mann mit gebrochenem Herzen.

Dabei hat er seine Frau zufällig kennengelernt, durch einen machtpolitischen Schachzug und ob er sie heiraten will, danach wurde er gar nicht gefragt. Der König gab ihm diese Frau und fertig. Im Hintergrund steht die Rivalität zwischen König Saul und David

Michal: Von einem Mann zum anderen

David ist als junger Mann an Sauls Hof gekommen. Er wird dem König aber bald unheimlich, weil er in allem Erfolg zu haben scheint. Auch Sauls Tochter Michal bemerkt David bald - und verliebt sich in ihn. Saul ist das recht, er spinnt sogleich einen perfiden Plan: David kann sie zur Frau bekommen. Er muss einen hohen Brautpreis zahlen. Er soll 100 feindliche Philister erschlagen und als Nachweis Trophäen bringen. Sauls Kalkül: Das wird David nicht schaffen, er wird getötet werden und der Rivale ist so beseitigt. Doch David ist erfolgreich, er heiratet Michal und wird so zum Schwiegersohn des Königs.

Die Feindschaft zwischen Saul und David ist damit aber längst nicht vorbei. Saul stellt seinem Schwiegersohn nach und will ihn zur Strecke bringen. Michal täuscht die Verfolger und David kann fliehen. Seitdem streift er als Flüchtling im Lande herum. Die Eheleute sehen sich vermutlich von da an nicht mehr. Um jede Verbindung Davids zum Königshaus abzuschneiden, setzt Saul sich über die Eheschließung seiner Tochter hinweg und gibt sie einem anderen Mann: Palti (oder: Paltiel) Ben-Lajisch aus Gallim (1.Sam. 25,44). Für den beginnt damit das Glück. Michal wird seine Frau. Dass sie vorher einem anderen gehörte, scheint seine Liebe nicht zu trüben.

Die folgenden Jahre sind ausgefüllt vom Ringen zwischen Saul und David. Saul weiß, dass er sein Königtum eigentlich schon verspielt hat. Der Prophet Samuel hat es ihm deutlich gesagt. David ist der kommende Herrscher, von Gott dazu bestimmt, aber Saul klammert sich, solange es geht, an der Macht fest. David verzichtet mehrfach auf die Möglichkeit, Saul zu beseitigen und mit Gewalt auf den Thron zu kommen. Er zieht umher, sammelt seine Gefolgschaft - und heiratet nacheinander zwei Frauen, Ahinoam und Abigajil. Völlig legitim war das damals für Männer, solange sie es sich finanziell leisten konnten, mehrere Ehefrauen zu versorgen. Nachdem David schließlich König über den Süden, über Juda, geworden ist, hat er es auf vier weitere Ehefrauen gebracht.

David holt sich seine Frau zurück

Allerdings ist die Herrschaft von David noch nicht abgesichert. Der Sohn des verstorbenen Saul ist König über die nördlich gelegenen Gebiete Israels, auch über den Stamm Benjamin, die Heimat Sauls. Bald aber verschiebt sich die Machtbalance. Der israelische König hat einen hohen Offizier, Abner. Der ist bereit, zu David überzulaufen und ihm so die Herrschaft über Israel zuzuspielen. Für David eine gute Gelegenheit. Er braucht aber noch eine weitere Säule, die seine Macht im Norden festigt. Eine Verbindung zur Dynastie Sauls, die er beerben will. Tja- war er denn eigentlich Sauls legitimer Schwiegersohn? Wenn er seine erste Ehefrau Michal wiederbekommen könnte, dann wäre das eine stabile Verknüpfung mit dem Stamm Benjamin und überhaupt den nördlichen Gebieten.

Gedacht, getan. Er fordert Michal für sich zurück. Der Sohn Sauls, noch König über Israel, in seiner Macht schon total geschwächt, gibt sie heraus. Einer muss dafür bezahlen: Palti Ben-Lajisch, der jetzige Ehemann von Michal.

Der Sohn Sauls "ließ.... Michal von ihrem Ehemann Paltiel, dem Sohn Lajischs, wegholen. Paltiel folgte ihr weinend bis nach Bahurim, dann sagte Abner zu ihm: ´Geh nach Hause!` Da erst kehrte Paltiel um" (2.Sam. 3,15-16)

David ist am Ziel. Er hat Michal wieder. Über ihr Empfinden wird mit keiner Silbe berichtet. Damals war sie in David verliebt - aber wie sieht das jetzt aus? Wie fühlt es sich an, wie eine Schachfigur auf dem Spielbrett verschoben zu werden? Man erfährt es nicht.

Doch über die Gefühle Paltis lässt der biblische Bericht keine Zweifel. Er ist ja noch weit mehr als Michal eine Nebenfigur. Saul hat ihn benutzt, um seine Tochter unterzubringen, nachdem er sie David wegnahm. Palti hat sie von Herzen lieb gewonnen, für ihn war die Ehe glücklich. Und nun nimmt David ihm diese Frau plötzlich weg. Über all diesem Hin und Her stehen Machtansprüche, Herrschaftsgesten, politisches Kalkül. Nun, das war damals eben so, auch bei Eheschließungen. Doch an dieser einen Stelle reißt der Bericht auf und legt die Gefühle eines Mannes frei, der die Frau hergeben muss, die er liebt. Er läuft dem Tross, den der Offizier anführt, weinend hinterher. Der Weg von seinem Dorf nach Gallim bis nach Bahurim, wo der Offizier ihn endlich kalt zurückschickt, ist ca. 17 Kilometer lang. Vier Stunden Fußweg für einen bitterlich weinenden Mann mit gebrochenem Herzen - und dasselbe noch einmal zurück in das jetzt leere Haus, in dem ihm von seiner Frau nur noch Kopfkissen und Erinnerung bleiben.

Tränen, gesammelt in Gottes Buch

"Sammle alle meine Tränen in deinem Krug. Du hast doch jede einzelne in deinem Buch festgehalten." Dies ist ein Gebet Davids (Psalm 56,9). Mehr noch als auf David passt es aber auf dem Mann, der von David in tiefe Trauer gestürzt wurde. Gott mag dessen Tränen nicht in einem Krug gesammelt haben - wohl aber in seinem Buch. Die Bibel erzählt von ihnen und hält den Namen dieses zutiefst verwundeten Mannes fest, bis heute. Gott interessiert sich nicht nur für die großen Linien der Macht. Nicht nur dafür, wie er seine Verheißungen verwirklichen kann, auch wenn Menschen wie Saul und sein Sohn sich ihnen entgegenstellen. Sondern Gott hat auch die scheinbaren Randfiguren im Blick und nimmt wahr, welches Leid sie zu tragen haben. Das Buch Gottes hat manchmal auch Raum für ihre Tränen.