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2021.1 Aktuelles

Wandern mit der Bibel

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Weißt du, wie viele Fischarten es gibt? Als ich mir diese Frage zum ersten Mal stellte, erwartete ich eine Anzahl von 300. Oder 700. Vielleicht auch 1000. Dass die korrekte Antwort „28.000“ ist, mochte ich im ersten Moment nicht wahrhaben. Hätten nicht weniger gereicht? Warum wird nur ein geringer Bruchteil, nämlich 1500 Fischarten, kommerziell genutzt? Ich persönlich könnte mir eine Artenvielfalt von zehn Fischarten gut vorstellen: fünf zum Essen und weiteren Nutzen und fünf weitere Fischsorten, die einfach nur zum „Betrachten“ da sind. Aber 28.000? Ist das nicht übertrieben? Nicht zu viel des Guten? Weiterhin wäre doch auch für Speisefische eine Fischstäbchen-Form angebracht, oder? Einfach angeln, schälen und genießen. Diese Eigenschaft würde eine Menge Arbeit sparen und so einiges erleichtern. Und dann die unendliche Farbenvielfalt. Apropos Farben: da fällt mir beispielsweise die Mandarinente ein. Ob sie über acht Farbtöne hat? Oder doch zwölf? 

Was hat das alles nun mit Wandern und Natur zu tun? 

Das Wort Gottes lädt uns zum Staunen ein, weil es um den Gott geht, der den objektiv größten Wert im ganzen Universum trägt. Und wirklich, die Menschen, die das erkennen und dieser Einladung folgen, staunen über ihren himmlischen Vater. Das sehen wir auch an folgendem Bibeltext (Ps. 104,24):

„Wie zahlreich sind deine Werke, Herr! Du hast sie alle mit Weisheit gemacht, die Erde ist voll deines Eigentums."

Wo kann man diese Faszination besser kennenlernen als in der unberührten Natur; wo besser als in der ungebändigten Wildnis? Unterwegs mit Gott und sich selbst - dieses Wochenende ist eine Lebenslektion, die Inspiration und Herausforderung zugleich sein wird. 

Bist du dabei?

Während diese Zeilen geschrieben werden, ist das Jugendkompass-Team drauf und dran, die Bibelwanderung für die Jugend zu planen. Jedoch können nicht alle mit dabei sein, was den derzeitigen Umständen geschuldet ist. Teilnehmen kannst du nur, wenn du bei unserem Kreuzworträtsel mitmachst. Danach werden unter den „Gewinnern" die Plätze gelost.

Die Wanderung wird kein Spaziergang. Du wirst an deine Grenzen gehen, dich und das Wort Gottes besser kennenlernen. Bist du bereit für diese Reise?

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2021.1 Aktuelles

Wie spät ist es auf der Weltzeituhr?

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Naturgemäß beschäftigt diese Frage im Moment sehr viele Christen. Immer dann, wenn globale und sehr einschneidende Ereignisse, wie z.B. Kriege, Krisen und, wie es heute der Fall ist, Pandemien die Menschheit getroffen haben, stellen sich auch Christen immer wieder die Frage: „Wann kommt Jesus wieder und welche Zeichen haben sich schon erfüllt – welche müssen sich noch erfüllen, bis er seine Gemeinde abholen wird?“

Es ist schon bemerkenswert, dass dieses Ereignis so stark verschleiert, ja geheimnisvoll ist. Mt. 24,36: „Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.“ Selbst die Christen der ersten Zeit, die fast 2000 Jahre vor uns gelebt haben, warteten auf dieses Ereignis. So spannend hat der Vater die Hochzeit seines Sohnes mit seiner Braut, der Gemeinde, eingerichtet. Aber eigentlich liegt es in der Natur der Sache: Eine Braut wird immer voller Sehnsucht auf den Tag ihrer Hochzeit warten, auch, wenn es noch so lange sein sollte, weil ihr Herz für den Bräutigam schlägt und sie mit dem brennenden Wunsch lebt, ihm für immer zu gehören. 

Dem Feind ist es immer wieder gelungen, in dieser Frage die Christen hinters Licht zu führen und sie mit dem Zeitpunkt der Wiederkunft Christi durcheinanderzubringen und in Angst und Sorge zu versetzen. Man weiß von einigen Christen aus Russland, die selbst dabei waren und es persönlich erzählten, dass sie einer Offenbarung glaubten, in der ihnen prophezeit wurde, dass Jesus in einer bestimmten Nacht wiederkommen würde. Sie sollten sich weiße Kleidung anziehen, auf einen bestimmten Hügel hinausgehen und Jesus im Gebet erwarten. Einige Schwestern hatten nichtgläubige Ehemänner, die sie auslachten und zu ihnen sagten: „Ihr werdet morgen früh wiederkommen und Jesus wird euch nicht abholen.“ Diese ungläubigen Männer sollten Recht behalten. Von solchen Ereignissen hörte man auch von einem Missionar unter indischen Christen, die ihre Häuser, ihr ganzes Hab und Gut verkauft und diesen Prophezeiungen Glauben geschenkt hatten. Auch sie wurden bitter enttäuscht und mussten ihr Leben wieder von vorne beginnen. 

Jesus sagte voraus, dass die Menschen ihren ganz gewöhnlichen, alltäglichen Dingen nachgehen würden, wenn er wiederkäme.

Mt. 24,37-39: „Denn wie es in den Tagen Noahs war, so wird es sein beim Kommen des Menschensohns. Denn wie sie waren in den Tagen vor der Sintflut – sie aßen, sie tranken, sie heirateten und ließen heiraten bis an den Tag, an dem Noah in die Arche hineinging; und sie beachteten es nicht, bis die Sintflut kam und raffte sie alle dahin –, so wird es auch sein beim Kommen des Menschensohns.“ Die Menschen zu der damaligen Zeit haben es beobachten können, dass die Arche fertig war und die Tiere hineingingen, aber sie beachteten es nicht. Wir sehen auch, dass sich viele Endzeitprophetien erfüllen, lasst uns diese beachten und wachsam sein.

Wir leben in der letzten Zeit 

Im Buch Daniel lesen wir, dass am Ende der Zeiten ein Königreich existieren wird, welches aus mehreren verschiedenen Staaten, die einzelne Königtümer sind, besteht. 

Dan. 2,44: „Aber zur Zeit dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird; und sein Reich wird auf kein anderes Volk kommen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und zerstören; aber es selbst wird ewig bleiben …“

Wir leben heute in der Zeit dieser Staatenbündnisse. „EU“, „NATO“, „G7-Gipfel“ usw. – diese Kürzel sind uns allen geläufig. Das sind die starken „Königreiche“ der heutigen Zeit, die sich miteinander vermischen und doch nicht wirklich zusammenhalten. 

Was die Christen aber wohl am allermeisten beschäftigt, ist das Aufkommen des Antichristen und mit ihm die Einführung des Malzeichens, bei dem niemand etwas kaufen oder verkaufen kann, wenn er es nicht angenommen hat (Offb. 13,16-17). Leider ist dieses Thema auch Panikmacher ersten Grades. Früher konnten sich die Menschen kaum vorstellen, wie so etwas von sich gehen kann, heute sehen wir, wie sich alles in diese Richtung entwickelt und bewegt. 

Die Möglichkeit, bargeldlos einzukaufen, wird gerade durch die Coronapandemie mit Riesenschritten vorangetrieben. Auch das Abscannen von Hand und Stirn ist ebenfalls etwas sehr Normales geworden (Scannen der Körpertemperatur an Flughäfen, Geschäften usw.), sodass sich kaum ein Mensch darüber Gedanken machen würde, wenn der Antichrist einmal dadurch angebetet werden wollte. 

Eines der deutlichsten Zeichen der Zeit ist auch das Wiederentstehen des Staates Israel, welcher mehr als 1800 Jahre schlicht nicht vorhanden war. Kaum ein Mensch konnte sich vorstellen, dass dies möglich werden könnte – und doch ist es geschehen, weil Gott seine Pläne mit dem Volk Israel ausführen wird. Mt. 24,32-34: „An dem Feigenbaum lernt ein Gleichnis …“ Die meisten Bibelausleger sind der Meinung, dass in den eben genannten Versen von der Gründung des Staates Israel die Rede ist. 

Es ist kein Geheimnis, dass die Juden den Plan, den Tempel auf dem Tempelberg in Jerusalem wiederaufzubauen und den Gottesdienst wie in alten Zeiten wieder aufzunehmen, immer noch verfolgen. 

In einem kurzen Video habe ich, der Autor dieses Artikels, einmal gesehen, wie man bei Google Maps auf dem Tempelberg vor dem Felsendom „spazieren gehen“ kann, und wenn man auf eine bestimmte Ecke dieser Moschee klickt, steht man plötzlich – virtuell natürlich – in einem Tempel, mit Altar und allem nötigen Geschirr ausgestattet, welches für die Opferzeremonien nötig ist – und das bei Google Maps! Ich habe dann jemanden gebeten, das auszuprobieren, und es funktionierte tatsächlich. Dann las ich vor kurzem in offiziellen Quellen, dass in Israel mit Hochdruck rote Kühe gezüchtet werden, die man unbedingt benötigt, um den rituell reinen Gottesdienst im Tempel ausüben zu können (4. Mos. 19).

Ohne Asche von der roten Kuh können sich die Priester nicht für den Dienst an dem Opferaltar reinigen und diesen somit auch nicht ausführen. Auch hier ist alles in Vorbereitung, denn wann und wie es zum Bau des Tempels in Jerusalem kommen wird, kann man heute noch nicht vorhersagen, aber dass es geschehen wird, ist wohl ziemlich eindeutig, denn dort wird sich der Mensch des Verderbens als Gott anbeten lassen. 2. Thess. 2,4: „Er ist der Widersacher, der sich erhebt über alles, was Gott oder Heiligtum heißt, sodass er sich in den Tempel Gottes setzt und vorgibt, er sei Gott.“

Ein weiteres und sicheres Zeichen der Endzeit ist auch die Verbreitung des Evangeliums in der ganzen Welt. Jesus selbst sagte (Mt. 24,14): „Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen.“ Auch hierbei kann niemand mit Bestimmtheit sagen, wann es so weit ist, bis wirklich alle Menschen die Bibel, oder zumindest das Neue Testament, in ihrer eigenen Sprache haben werden, aber auch davon sind wir weniger weit entfernt als wir vielleicht denken.

Wir sollen uns bereithalten 

Wir können sehr deutlich erkennen, dass sich die Entrückung mit schnellen Schritten nähert. Doch wie kann man sich auf diesen großen Tag vorbereiten? Wir lesen in Lk. 21,34-36:

„Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwert werden durch Rausch und Saufen und mit täglichen Sorgen und dieser Tag nicht plötzlich über euch komme wie ein Fallstrick. Denn er wird über alle kommen, die auf der ganzen Erde wohnen. Wachet aber allezeit und betet, dass ihr stark werdet, zu entfliehen diesem allen, was geschehen soll, und zu stehen vor dem Menschensohn.“ 

„Wachet aber allezeit und betet (…) lasst eure Herzen nicht beschwert werden …“ – diese Worte sind für uns heute von größter Wichtigkeit. 

Jesus spricht in seinen Endzeitreden von Wehen, wie sie etwa bei einer schwangeren Frau vorkommen (Mt. 24,8). Die Wehen einer Frau sind mit Schmerzen und großen Sorgen, oft sogar mit schlimmen Ängsten verbunden. Es ist ein Kampf, welcher manchmal sehr schmerzhaft und heftig sein kann, aber wenn alles überstanden ist, erfüllen große Freude und tiefer Friede das Herz der Mutter, die dann ihren kleinen Schatz im Arm halten kann und großes Glück empfindet. So ist das auch bei der Erwartung der Wiederkunft Jesu. Sorgen und Ungewissheit erfüllen viele Herzen, und vielleicht werden auch noch größere Schwierigkeiten als diese Pandemie über uns hereinbrechen. Aber eines sollte uns immer mit großer Freude erfüllen: Wenn Jesus wiederkommt, werden alle Sorgen vorbei sein. Dann werden wir ewig bei ihm in der Herrlichkeit sein und uns immer an seiner Gegenwart erfreuen können. Es wird keiner mehr voller Sorge zurückschauen und sich nach dem irdischen Leben zurücksehnen, dann ist der Himmel unser und Jesus wird unsere ewige Freude sein.

Ich möchte mit den Worten des Apostels Paulus aus 1. Thess. 4,17-18 schließen:

„Danach werden wir, die wir leben und übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft. Und so werden wir beim Herrn sein allezeit. So tröstet euch mit diesen Worten untereinander.“

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2020.4 Aktuelles

Fit bleiben während Corona

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Sport ist besonders für uns Jugendliche wichtig. Es hilft fit zu bleiben, Disziplin zu üben und die eigenen Schmerzensgrenzen zu erweitern. Gerade am Morgen direkt nach dem Aufstehen empfiehlt es sich paar Übungen zu machen, um einfach wach zu werden und konzentriert den Tag mit Gott starten zu können. Deswegen hat sich auf Bitten des Jugendkompass-Teams einer der sportlichsten Brüder aus unserer Jugend der Aufgabe angenommen, ein kleines Training für jeden Jugendlichen zu erstellen. Wir hoffen, dass es dir hilft. Das Ergebnis siehst du auf der rechten Seite. 

Ganzkörpertraining

Jede Übung wird 45 sek. lang ausgeführt, daraufhin folgt eine 15 sekündige Pause.

Das Ganze wird 2-mal durchgeführt mit einer Pause von 3 bis 5 min. dazwischen. 

Wenn dir eine Übung zu leicht fällt, dann mach eine erweiterte Übung, z.B. bei den Kniebeugen kannst du einbeinige machen. 

Wenn dir eine Übung zu schwer fällt, dann erleichtere sie dir, indem du z.B. bei den Liegestützen auf die Knie gehst. 

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2020.1 Aktuelles

Luxus und Christsein- (un)vereinbar?

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Luxus verbinden wir mit „viel Geld“ und mit einem wohlhabenden und ausschweifenden Lebensstil. „Hand aufs Herz“, wer hat nicht schon einmal darüber nachgedacht, wohlhabend zu sein oder trägt den Wunsch des Reichtums im Herzen? Doch ist das erstrebenswert und soll ich als Kind Gottes solchen Wünschen oder gar einem luxuriösen Lebensstil nacheifern?

In 1. Timotheus 6,9 wird uns die Gefahr für Christen deutlich vor Augen gestellt: „Denn die, welche reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstricke und viele törichte und schädliche Begierden, welche die Menschen in Untergang und Verderben stürzen.“ So hat auch Jesus vom „Betrug des Reichtums“ im Markusevangelium Kapitel 4,19 gewarnt und wird in Matthäus 19,23 noch deutlicher: „Ein Reicher hat es schwer, in das Reich der Himmel hineinzukommen.“

Betrachten wir doch in 1. Könige 3 die Begebenheit mit Gott und Salomo, dem Gott einmal sagte: „Bitte, was ich dir geben soll“ (1. Könige 3,5). Die Antwort darauf war: „Du wollest deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, damit er dein Volk richten und verstehen könne, was Gut und Böse ist.“ Das war dem Herrn wohlgefällig. Salomo bat nicht um ein langes Leben oder Reichtum, sondern um Weisheit, das Volk Gottes in rechter Weise zu richten. Aber Gott hatte Wohlgefallen an dem Wunsch und wir lesen: „Dazu habe ich dir auch gegeben, was du nicht erbeten hast: Reichtum und Ehre …“

Wir sehen hier ganz deutlich, dass Gott unsere Mängel ausfüllen wird, wenn wir unser Streben nach dem Guten richten. 

Wer reich werden will, stellt die Weichen für seinen eigenen geistlichen Schiffbruch. 

Wer zufällig reich geworden ist, als einfache Folge der Umstände, harter Arbeit oder Weisheit, hat nichts falsch gemacht. Er muss sich nicht schuldig fühlen – es sei denn, dass er seinen Reichtum, der in Wirklichkeit Gott gehört, seinem Werk vorenthält oder dass sein Lebensstil selbstbezogen und ausschweifend ist.

Natürlich fallen auch heute gut bezahlte Jobs und entsprechende bekannte große Firmen mit sehr guten Arbeitsstellen in unser Blickfeld. Aber ist es nicht die Gnade Gottes und sein Wohlwollen uns gegenüber? Setzt nicht Gott uns als Verwalter für unser Leben und unser verdientes Geld, ein? Betrachten wir die Weltbevölkerung, so gehören wir doch eigentlich zur oberen Schicht, besonders hinsichtlich finanzieller Aspekte. 

Es gibt Dinge, die ein Christ nicht tun sollte, wie zum Beispiel Geld horten, üppig leben und darin versagen, großzügig geben zu können. Es gibt Dinge, die wir freiwillig machen können. Ein Haus bauen, Urlaub machen, ein Auto haben oder auf andere Weise Geld ausgeben. Natürlich dürfen wir unsere Grundbedürfnisse stillen und uns Wünsche finanzieren, aber diese sollten uns nicht von dem zentralen Ziel ablenken, das Reich Gottes zu verpassen. Wir dürfen nie das Gespür von der Abhängigkeit Gottes verlieren, von dem Jesus, in Matthäus 6,26-29, spricht.

Aber auch die erste Gemeinde hatte viele Reiche unter sich, die sogar ihre Besitztümer verkauften und mit den Bedürftigen teilten. Aber auch die „großen Häuser“ wurden dem Zweck der Versammlungen zur Verfügung gestellt. Und so gibt auch Paulus eine sehr klare Anweisung in 1. Timotheus 6,17-19: „Den Reichen in der jetzigen Weltzeit gebiete, nicht hochmütig zu sein, auch nicht ihre Hoffnung auf die Unbeständigkeit des Reichtums zu setzen, sondern auf den lebendigen Gott, der uns alles reichlich zum Genuss darreicht. Sie sollen Gutes tun, reich werden an guten Werken, freigiebig sein, bereit, mit anderen zu teilen, damit sie das ewige Leben ergreifen und so für sich selbst eine gute Grundlage für die Zukunft sammeln.“

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2020.3 Aktuelles

Wenn Gott prüft...

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"Da stand Hiob auf und zerriss sein Kleid und schor sein Haupt und fiel auf die Erde und neigte sich tief und sprach: Ich bin nackt gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren. Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen; der Name des Herrn sei gelobt!" (Hiob 1,20-21).

Manchmal wird es angekündigt, selten sehen wir es kommen und oft bricht es unerwartet in unserem Leben hinein: Die Prüfung von Gott. Jeder von uns hat es erlebt oder wird es noch erfahren. Aber wie gehe ich mit einer Situation um, die alles von mir fordert? Wie verhalte ich mich in Lebenslagen, die meine Kräfte übersteigen? Wie halte ich den Glauben zu Gott? 

Die Bibel zeigt uns einen Mann, der diese Fragen beantworten kann. Er wusste, wer Gott ist und sündigte mit seinem Verhalten nicht, als ihm alles genommen wurde. Er ist für uns ein Beispiel und Glaubensheld zugleich. Sein Name heißt Hiob.

Es geht los!

Das ganze Vermögen ist weg, die Kinder sind tot und selber ist er schwer krank. Unerwartet, Schlag auf Schlag, keine Erklärung. Alleine die Forderung seiner Frau, sich von Gott abzusagen, steht im Raum. Ein Sprichwort lautet: "Schlimmer geht immer!" Aber in dieser Situation? Wie soll man sich da bloß verhalten?

1. Den Gefühlen Raum geben

Als Hiob von all diesen Schreckensnachrichten erfuhr, zerriss er sein Kleid und schor sich sein Haupt. 

Er brachte seine tiefe Trauer zum Ausdruck. Es steht uns als Menschen zu, unseren Gefühlen oder Emotionen Raum zu geben. Salomon schreibt davon, dass alles seine Zeit hat, auch das Weinen und das Trauern. Als Johannes getötet wurde, ging selbst Jesus an einen einsamen Ort, um seine Betrübtheit zu verarbeiten. 

Wichtig ist an diesem Punkt, darauf zu achten, was die Folge davon ist. Bleibe ich weiterhin in meinem Gefühlszustand (Trauer, Angst etc...) oder gehe ich die nächsten Schritte?

2. Die Situation richtig einschätzen

Das Gebet, welches Hiob danach spricht, würden wir wohl kaum aussprechen können. Hier zeigt sich, dass dieser Mann Gott kannte und für uns ein echtes Glaubensvorbild ist. Vor allem, wenn wir den Anfang seiner Worte betrachten, fällt einem auf, dass er die Prüfung richtig beurteilen konnte:

"Ich bin nackt gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren." 

Auch für uns ist es wichtig, dass wir am Anfang der Prüfung die Situation richtig einschätzen.

Das betrifft folgende Punkte:

1) Unser Gottesbild

Ich kann nur eine Prüfungssituation richtig einschätzen, wenn ich eine richtige Vorstellung über Gott habe. Im Gegensatz zu seiner Ewigkeit ist unser Leben ein Dampf, der schnell verschwindet. Im Gegensatz zu seiner unbeschreiblichen Größe sind wir ein winziges Staubkorn. Wie könnten wir da uns das Recht nehmen, Gott anzuklagen oder ihn zu beschuldigen? Ist er doch unser Vater und Hirte, der alles unter seiner Kontrolle hat. Das Weltgeschehen und unser Leben. "Stehen wir doch unter ihm" (1. Mo. 50,19 Luther 1912) und unter seiner gewaltigen Hand. 

2) Die Art wie Gott prüft

Egal welche Lebenssituation uns begegnet, dürfen wir die Gewissheit haben, dass in solchen Lagen der Herr voller Mitgefühl und Barmherzigkeit ist. Das war er auch laut Jak. 5,11 bei Hiob gewesen. Nach 1. Kor. 10,13 prüft er uns nie über unser Vermögen hinaus. Er tut es immer, um unsere wahren Absichten zu offenbaren. In jeder Prüfung erkennen wir, wo wir geistlich wirklich stehen und wer wir sind. Unser wahres Ich kommt an dieser Stelle zum Vorschein.

3) Deine spezielle Situation

Gerade am Anfang von Prüfungen stellt man sich oft die Fragen: "Warum hat das Gott zugelassen? Ist es wirklich eine Prüfung? Habe ich es selber verschuldet?" Wir können uns viele Fragen stellen, die nur unnötige Kraft rauben. Wichtig ist aber in diesem Moment eines: Die Situation anzunehmen.

3. Annehmen

Es ist der schwierigste Teil und oft versagen wir an dieser Stelle. Gerade in dieser Phase, in welcher wir darum ringen, Prüfungen anzunehmen, greift der Feind uns besonders stark an. Das Annehmen von solchen Situationen fällt uns deshalb schwer, weil es ein Zeichen der Unterordnung des Willen Gottes ist. Nicht umsonst hat Jesus in Gethsemane auch so sehr darum gerungen, den Kreuzesweg, der vor ihm lag, vom Vater anzunehmen.

Die Wahrheit aber ist, dass, wenn wir es annehmen, uns Gott nach 1. Petr. 5,5 auch Gnade gibt. Sie bewahrt uns vor Verbitterung und Enttäuschung, die die ersten Stufen zum geistlichen Tod sind. Gott denkt immer weitsichtiger als wir. Seine Wege sind nicht immer logisch. Anstatt es versuchen zu begreifen, sollten wir dafür beten, es aus seiner Sicht sehen zu können. Das tat auch Habakuk. Als der Herr ihm seinen Plan offenbarte, konnte er ihn nur loben. Und genau das ist der nächste Schritt.

4. Gott die Ehre geben

Ihm danken für Prüfungen und schwere Zeiten ist in erster Linie immer eine bewusste Entscheidung. Wir dürfen nie vergessen, dass es Hoffnung gibt. Kla. 3,21-23 zeigt uns, dass selbst wenn alles ausweglos erscheint, wir nicht verzagen müssen. Seine Güte, Barmherzigkeit und Treue machen uns Mut. Danken befreit uns auch von Selbstmitleid, erhebt Gott und seine Wege und stellt ihn in den Mittelpunkt. Genau das ist sein Wille für uns. Wir können nie seine Wege und Denken begreifen, da sie viel höher als unsere sind (Jes. 55, 8-9). Dazu sind sie zu vollkommen, heilig, gerecht und dienen uns zum Besten. Wie können wir da noch klagen und uns gegen den Allmächtigen erheben?

Besonders in solchen Zeiten ist der Dank und der Lob Gottes ein wahrer Akt der Demütigung, welcher ihm angenehm ist.

5. Ausharren

Das Wort scheint uns gar nicht mehr modern zu sein. Wir benutzen es höchstens im biblischen Zusammenhang. Heute wollen wir immer alles schnell haben. Wir sind es gar nicht mehr gewohnt zu warten. Umso schwieriger ist es dann für uns, sich zu gedulden und auf Gott zu hoffen. Ausharren ist die Fähigkeit, die er besonders schätzt und sehr groß in seinen Augen ist. Doch wie geht man das ganze praktisch an?

1) Gemeinschaft suchen

In schwierigen Phasen brauchen wir Zeiten, in welchen wir so manches in Einsamkeit verarbeiten. Zu lange alleine zu sein ist wiederum gefährlich. Der Feind wartet gerade auf solche Gelegenheiten, um unseren Glauben durch Verzweiflung und Selbstmitleid Stück für Stück zu zerstören. 

Gemeinschaften (Gottesdienste oder Gebetsstunden) stärkt und lässt uns daran erinnern, dass wir nicht die einzigen sind, die schwere Zeiten durchmachen müssen.

2) Auf Grundlage von Verheißungen beten

Auch dürfen wir im Gebet Verheißungen in Anspruch nehmen, die uns ganz klar in der Bibel hinterlassen worden sind (z.B. Hebr. 13,5-6 o. 2. Kor. 4,17-18).

Das Festklammern an die Schrift ist überlebensnotwendig. Alleine von seinem Wort leben wir und können auch die Angriffe des Teufels überwinden. Hören wir auf, an sein Wort und seine Verheißungen zu glauben, geben wir sehr schnell das Ausharren auf.

3) Nicht stehen bleiben

Prüfungen können nach einer Zeit einen einfach auch zum Erliegen bringen. Man geht nicht mehr weiter, sondern bleibt einfach nur noch liegen. Um jeden Preis sollte man diesen Zustand vermeiden. Sobald wir zum Erliegen kommen, hat der Teufel ein leichtes Spiel mit uns. Gehen wir aber stur wie ein Esel weiter und glauben daran, dass Gottes Wege für uns die Besten sind, werden wir früher oder später siegen und der Feind fliehen.

Zusammenfassend lässt sich das Verhalten gerade am Anfang eine Prüfung wie folgt wiedergeben:

1. Die Situation richtig einschätzen

2. Annahme

3. Gott die Ehre geben

4. Ausharren

Doch fehlt in der Auflistung ein Punkt: Alles soll von Gebet umrahmt sein. Hiobs erste Reaktion war Gebet. Das sollte auch unsere erste Reaktion sein. Der Kampf geschieht immer auf geistliche Ebene. Dieser kann nur durch Gebet gewonnen werden. Gebet ist zwar nicht alles, aber ohne Gebet ist alles nichts. Gerade durch das Gebet öffnet uns Gott die Augen für Quellen in der Wüste. Wenn du solche findest, genieße sie, denn sie kommen nicht oft in Prüfungszeiten vor. 

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2020.3 Aktuelles

Wenn der Verhör zum Gottesdienstraum wird

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Quelle: Magazin Mai 2020 - Stimme der Märtyrer

Jeden Sonntag erscheinen zu einer vereinbarten Uhrzeit nach und nach Benutzernamen auf dem Bildschirm. Sobald alle Teilnehmer sich beim Video-Feed angemeldet haben, beginnt der Online-Gottesdienst: Wie in einer „echten“ Kirche singen sie Lieder, beten gemeinsam und hören eine Predigt. Sie nehmen an einem illegalen Gottesdienst teil.

Die christliche Frühregen-Bündnis-Kirche in Chengdu hat sich auf diese Weise geweigert, ihre Gottesdienste einzustellen – trotz des immensen Drucks seitens der kommunistischen Regierung, die 2018 befahl, die Kirche zu schließen. Ihre Mitglieder wurden dazu gezwungen, falsche Geständnisse abzulegen, sie wurden verhaftet und teilweise gefoltert. Doch auch wenn ihr leitender Pastor Wang-Yi nach wie vor im Gefängnis ist, feiern sie weiterhin Gottesdienste. Einige möchten lieber nicht mit der Gemeinde in Verbindung gebracht werden, aber die meisten der 500 Gemeindemitglieder sind bereit, für ihren Glauben Nachteile und Leid in Kauf zu nehmen. Manche haben jetzt rund um die Uhr einen Polizisten vor ihrer Haustür stehen, der jeden ihrer Schritte verfolgt, andere wurden in weit entfernte Orte verbannt.

Ein geschichtlicher Abriss

Die Frühregen-Bündnis-Kirche begann 2004 als Hauskreis und wurde 2008 eine regierungsunabhängige – und damit “illegale” – Gemeinde. Wang-Yi wurde im darauffolgenden Jahr zum leitenden Pastor ernannt. Er hatte zuvor als Anwalt und Juraprofessor an der Chengdu Universität gearbeitet und war 2004 zum Glauben gekommen.

Schon vor mehr als einem Jahrhundert hatte es kleinere Zusammenschlüsse von Christen in China gegeben, die jedoch 1949 mit der Gründung der Volksrepublik China in den Untergrund gedrängt wurden. Kleine christliche Gruppen, die nicht mit der regierungsgeführten Patriotischen Drei-Selbst-Bewegung einverstanden waren (diese Organisation sollte sicherstellen, dass die Kirche den Leitlinien der kommunistischen Regierung entsprach), mussten sich von nun an in ihren eigenen vier Wänden oder unter freiem Himmel treffen. Diese sogenannten Hauskirchen wurden in der anschließenden Kulturrevolution von 1966 bis 1976, in der Mao Zedong die kommunistische Partei zu reformieren und das Christentum auszulöschen versuchte, extrem verfolgt. Man verurteilte Christen zu langen Haftstrafen, viele von ihnen wurden gefoltert und getötet. Nach weiterer intensiver Verfolgung in den 1970er und 1980er Jahren wuchsen die Hauskirchen stark, vor allem in den ausgedehnten ländlichen Gebieten. Obwohl sie weiterhin als illegal galten, wurden sie von den lokalen Behörden meist in Ruhe gelassen – vorausgesetzt, sie machten keine Probleme und verhielten sich ruhig. Die Beamten vor Ort erhielten von der chinesischen Regierung einen relativ großen Spielraum bei der Auslegung der Religionsgesetze. Wie man Christen behandelte, unterschied sich demnach sehr von Ort zu Ort.

In den letzten zwei Jahrzehnten formierten sich immer mehr Hauskirchen auch in städtischen Ballungszentren. Ihre Mitgliederzahlen gehen pro Gemeinde in die Hunderte wenn nicht sogar Tausende. Viele dieser städtischen Hauskirchen trafen sich bis vor Kurzem ganz offen in gemieteten Büroräumen, Hotellobbys und in manchen Fällen sogar auch in eigenen Gebäuden. Die Frühregen-Bündnis-Kirche ist eine solche Gemeinde.

Von Anfang an ging sie sehr offen mit den eigenen Inhalten und Zielen um. Die Strategie dieser Gemeinde war, nichts vor der Regierung zu verheimlichen und an ihren christlichen Überzeugungen festzuhalten. Sie war dafür bekannt, einen besonderen Wert auf Evangelisation zu legen und darauf, ihren Mitmenschen ganz praktisch zu dienen – Aktivitäten, die von anderen Kirchen, die bei der staatlichen Regierung nicht auffallen wollten, vermieden wurden.

Die Verfolgung nimmt (wieder) zu 

2013 wurde Xi Jinping Generalsekretär der kommunistischen Partei Chinas und somit Präsident der Volksrepublik China. Er zentralisierte die Macht und rief sein Land dazu auf, vor der „Infiltration“ durch Religion und extremistische Ideologien auf der Hut zu sein. Im September 2017 erließ der chinesische Staatsrat neue Vorschriften zur "Verwaltung religiöser Angelegenheiten" und die Kommunistische Partei Chinas übernahm die „Steuerung des religiösen Lebens“. Im März 2018 verabschiedeten die Patriotische Drei-Selbst-Bewegung und der Chinesische Christenrat – eine weitere von der chinesischen Regierung unterstützte Organisation – einen Fünfjahresplan zur „Sinisierung des Christentums“, also der Assimilierung des Christentums an die chinesische Kultur. Dieser Plan sieht vor, die Bibel neu zu übersetzen und Bibelkommentare umzuschreiben, sodass buddhistische und konfuzianische Lehren in das Alte Testament einfließen. Außerdem sollen zusätzliche Kommentare zum Neuen Testament hinzugefügt werden, die Parallelen zum Sozialismus ziehen. Der Plan beabsichtigt auch die „Einbeziehung chinesischer Merkmale in den Gottesdienst, die Lieder, die Kleidung der Geistlichen und den architektonischen Stil von Kirchengebäuden“.

Im ganzen Land wurden inzwischen Kreuze von Kirchengebäuden entfernt – sogar von staatlich genehmigten Kirchen. Außerdem wurde den Hauskirchen eine Form der offiziellen Registrierung angeboten. Viele vermuten darin allerdings einen Versuch der Regierung, an Namen von Hauskirchenmitgliedern heranzukommen und die Hauskirchen unter Druck zu setzen, sich der Patriotischen Drei-Selbst-Bewegung anzuschließen. In den offiziellen Kirchen, die dieser Bewegung angehören, müssen Pastoren jede Predigt den Behörden vorlegen, bevor sie sie halten dürfen.

Regierungsbeamte haben zahlreiche Grundschulen geschlossen, deren Träger Kirchen sind. Minderjährige dürfen keine religiöse Bildung mehr erhalten. Ausländer, die nur ansatzweise mit religiösen Vereinigungen in Verbindung gebracht werden konnten, wurden ausgewiesen. Hauskirchen, die sich bisher recht offen in großen Gruppen versammelt hatten, wurden verboten. Zu Beginn jedes Gottesdienstes muss jetzt die kommunistische Hymne gesungen werden; jede Kirche hat Bilder vom Präsidenten Xi Jinping aufzuhängen. In den Versammlungsräumen müssen Gesichtserkennungskameras installiert werden, die auf die Zuhörer gerichtet sind.

Eines der Hauptziele der "Verwaltung religiöser Angelegenheiten" ist, die chinesischen Kirchen von jeglicher Unterstützung und jedwedem Einfluss aus dem Ausland abzuschirmen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden bekannte Gemeinden wie die Frühregen-Bündnis-Kirche überwacht. Das machte es der weltweiten Gemeinde Jesu schwer, den Geschwistern in China zu helfen. In Kanton und anderen Städten boten Beamte finanzielle Belohnungen für Informationen über „illegale religiöse Aktivitäten“ an. Eine Kirche nach der anderen wurde geschlossen. Zahlreiche Pastoren und Leiter erhielten lange Haft- und Geldstrafen.

Die Gemeinde bleibt standhaft

Der Druck auf die Frühregen-Bündnis-Kirche nahm stetig zu. Als die Gemeinde im Mai 2018 einen Gebetsgottesdienst für die Erdbebenopfer von Sichuan abhielt, führte die Polizei eine Razzia durch und beschlagnahmte mehr als 10.000 Bibeln, Bücher und CDs.

Nach Monaten der Verfolgung beschlossen die Leiter der Frühregen-Bündnis-Kirche schließlich, dass es Zeit war, ihre Stimmen zu erheben und veröffentlichten am 1. September 2018 eine „Erklärung um des christlichen Glaubens willen“. Darin betonten sie die Souveränität Gottes, die Autorität und Unfehlbarkeit der Bibel und die Rolle der Kirche. Sie endeten mit folgendem mutigen Schlusswort: „Wir sind bereit, um des Evangeliums willen jegliche Form des Verlustes in Kauf zu nehmen – sei es der Verlust unserer Freiheit oder gar der Verlust unseres Lebens.“ Pastor Wang Yi war der Erste, der unterschrieb, gefolgt von einer langen Liste weiterer Pastoren und Leiter nicht-registrierter Gemeinden aus dem ganzen Land. Bislang haben 439 Personen diese Erklärung unterschrieben, die sich gegen die staatliche gelenkte Beschneidung der Religionsfreiheit richtet.

Am 9. Dezember 2018 führte die Polizei eine groß angelegte Razzia gegen die Frühregen-Bündnis-Kirche durch und stellte den Betrieb ihrer Schule, ihres theologischen Seminars sowie der Kirche selbst ein. Innerhalb von drei Tagen wurden mehr als 100 Gemeindemitglieder verhaftet. Pastor Wang Yi und seine Frau nahm man ebenfalls gefangen.

In den darauffolgenden Monaten wurden der Hauptsitz sowie vier weitere Standorte der Frühregen-Bündnis-Kirche geschlossen und die Gemeinde für illegal erklärt. Wenn Gläubige versuchten, sich zu treffen, folgte die Polizei ihnen und schloss die Versammlungen – manchmal prügelten sie dabei sogar auf die Anwesenden ein. Eine Frau wurde so stark verletzt, dass sie infolgedessen ihr ungeborenes Kind verlor.

Trotzdem hörten die Gemeindemitglieder nicht auf, in den Angriffen und Verhören eine Gelegenheit dafür zu sehen, die Gute Nachricht zu verkünden. “Versucht, mit Gottes Hilfe in den Vernehmungen von Jesus zu erzählen“, lautete ein Kommentar auf der Internetpräsenz der Gemeinde. „Versucht, den Verhörraum in einen Gottesdienstraum zu verwandeln.“ Einige Gemeindemitglieder berichteten, dass Wärter zum Glauben kamen und Polizisten offen wurden für das Evangelium, nachdem sie die Zeugnisse einiger Christen gehört hatten.

Jin Rong, die Frau von Pastor Wang Yi, wurde nach sechs Monaten wieder freigelassen. Sie befindet sich aber weiterhin unter Hausarrest. Jeder der über 300 Mitglieder der Frühregen-Bündnis-Kirche, die seit 2018 festgenommen wurden, ist inzwischen wieder auf freiem Fuß – bis auf Qin Defu, einen der Ältesten, und Pastor Wang Yi. Während Qin Defu zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden ist, trifft Wang Yi eine neunjährige Haftstrafe – seit über zehn Jahren die längste, die ein Hauskirchenpastor in China je bekommen hat.

Jeden Monat werden weitere Kirchen geschlossen oder gar abgerissen, Gemeinden durchsucht und Christen verhaftet. Sollte China erneut in eine Phase der intensiven Verfolgung geraten, wie es nach der Kulturrevolution schon einmal der Fall war, so sind die Gemeinden dieses Mal jedoch vorbereitet. Denn inzwischen besitzen viel mehr Gläubige eine eigene Bibel – und wissen um die Früchte, die das treue Zeugnis ihrer Vorgänger hervorgebracht hat.